Im Grunde wird keine Kategorie dem Buch so richtig gerecht, denn eigentlich müsste es unter 'Skurrilität' eingeordnet werden. Es beginnt relativ harmlos damit, dass Joseph (Last Name Changed to Protect the Innocent als Familienname) mit seiner Freundin Cyn Glass in Pittsburgh, Pennsylvania, einem einigermaßen geruhsamen Sommer entgegensieht: Untertags will Joseph an seinem 'Incomplete' fürs College arbeiten, in der Nacht vergnügt er sich mit der unersättlichen Cyn. Aber bald hegt er den Verdacht, dass er in einer inzestuösen Familie gelandet ist. Ben Glass, der Vater, erklärt ihm die Vorteile von intergenerational sex, Mimi Glass, die Mutter, fühlt sich zu ihrem Sohn Stephen hingezogen, und Joseph merkt, dass er in einem Spektakel gelandet ist, noch dazu, wo er den Verdacht hegt, dass im Keller des Hauses ein Golem gebaut wird. Bald ereignet sich Katastrophe um Katastrophe. Die Großmutter stirbt, die angeblich schwer verletzte Mimi verschwindet mit Dr Zhivago, und Cyn wird vom Golem umgebracht; die Familie zerfällt und Joseph flüchtet nach Pittsburgh, California. Dort erfährt er vom Tod Stephens, er sucht Ben auf, der mittlerweile eine Art Guru geworden ist, landet auf einer Insel, trifft dort Mimi und Zhivago wieder - und natürlich den Golem.

Wer sich jetzt noch einigermaßen auskennt, dem sei verraten, dass der erste Teil als große Operninszenierung abgehandelt wird, der zweite Teil als zwölfstufiges Recovery-Programm. Da gehört einiges an Lesenerven dazu, obendrein eine "willing suspension of disbelief", was die Erzähltechnik anbelangt, und obendrein Freude am Bizarren. Meine Schüler haben vor allem die Sexstellen weitergereicht, aber auch die eine oder andere Stelle im Gedächtnis behalten (God is nowhere oder God is now here?).

Ich würde meinen: Wenn Sie wieder einmal ein wirklich unübliches Jugendbuch suchen, hier haben Sie eines gefunden. Wenn Sie Schüler/-innen unterrichten, die den üblichen Jugendbuchbrei satt haben und bei 'bridging the gap' sind, dann geben Sie ihnen dieses Buch. Wem's nicht gefällt, der kann ja aufhören. Mich hat es jedenfalls auf Handlers erstes Buch ("The Basic Eight") sehr neugierig gemacht. (Hinter Lemony Snicket verbirgt sich übrigens auch Daniel Handler.)