Journey to the River Sea
Das war ein wunderbares Buch für mich; seit meiner Kindheit wollte ich zum Amazonas und vierzig Jahre später war ich tatsächlich dort. Daher: Ein Buch, das in Manaus spielt, das sowohl den Dschungel als auch die Oper zum Inhalt hat, das voller Abenteuer steckt, kann nur ein Lesevergnügen sein, w ...
Das war ein wunderbares Buch für mich; seit meiner Kindheit wollte ich zum Amazonas und vierzig Jahre später war ich tatsächlich dort. Daher: Ein Buch, das in Manaus spielt, das sowohl den Dschungel als auch die Oper zum Inhalt hat, das voller Abenteuer steckt, kann nur ein Lesevergnügen sein, wenn man als Leser all diese anderen Gedanken und Erlebnisse mit hineinträgt.
Ibbotson hat mit diesem Roman die Tradition des klassischen Abenteuer-Reiseromans, wie er einige Zeit in der Jugendliteratur so populär war, aufgegriffen, nur ist es ein Mädchen, das all die Wagnisse, die sonst den Buben vorbehalten waren, unternimmt. Die Zeit ist 1910, und das Waisenkind (natürlich!) Maia reist mit einer Gouvernante, Miss Minton, nach Manaus. Beide sollen bei den Carters "antreten", die, vom Kautschuk-Reichtum angelockt, in der Nähe der Stadt wohnen. Miss Minton soll die Gouvernante bei den Carter-Zwillingen sein, Maia hat endlich Verwandte gefunden, die sich ihrer annehmen wollen.
Aber die Carters sind kleinherzig, gierig, ausbeuterisch, ungeliebt, unmöglich. Maia und Miss Minton leiden gleichermaßen, und die ersehnten Abenteuer bleiben aus, bis Maia einen Jungen namens Finn kennen lernt, der, ebenfalls ein Waisenkind, alles daransetzt nicht nach England zurückkehren zu müssen, um dort das großväterliche Erbe anzutreten. Es folgen Erkundungen und Verfolgungsjagden, Intrigen und Verwicklungen, (Ent)Täuschungen und Aufregungen, bis sich alles zu einem großen Guten wendet, das es nur in solchen Büchern gibt.
Ibbotson hat ihren Roman mit klassischen Figuren bevölkert: das abenteuerlustige und mitfühlende Mädchen, die unausstehlichen Zwillinge (Aschenbrödel-Motiv), die strenge Gouvernante, der schrullige Professor, der wilde, aber äußerst edle Junge, der blassblonde englische Junge (Little Lord Fauntleroy-Motiv), die seltsame und dünkelhafte englische Familie in der Fremde - all das kräftig durcheinandergemixt ergibt ein Buch, wie ich es liebte, als ich ein kleiner Junge war. Ich würde mich freuen, wenn sich auch andere so verzaubern ließen. "This kind of fun," sagt Pullman am Umschlag, "will never fail to delight." Recht hat er!