"A Single Shard" ist der Gewinner der begehrten Newbery Medal für 2002 - und in der Tat ist es ein Buch, dessen Faszination man sich nur schwer entziehen kann.
Ch'ulp'o, ein koreanisches Dorf im 12. Jahrhundert, ist berühmt für seine Töpfereikunst. Meister Min ist unter allen Töpfern der begabteste, aber er ist auch der langsamste und teuerste. Der zwölfjährige Tree-ear, ein Waisenknabe, der mit seinem behinderten Freund Crane-man unter einer Brücke schläft, beobachtet ihn fasziniert. Eines Tages findet er Gelegenheit, ohne Entgelt für Min zu arbeiten; aus den paar Tagen wird eine lange Zeit des Schuftens, in der sich sein Wunsch, von Min auch im Töpfern unterwiesen zu werden, nicht erfüllt.
Eines Tages kommt der kaiserliche Gesandte, der dafür zuständig ist, Arbeitsaufträge für den Palast zu erteilen. Ein Konkurrent Mins hat eine neue Technik entwickelt, die auf große Begeisterung stößt, aber Mins Arbeiten sind von der Qualität her besser; wenn Min es schaffen sollte, neue Beweise seiner Kunst in die Hauptstadt zu liefern, dann könnte er die lang ersehnten Aufträge erhalten; doch Min ist zu alt für die Reise; Tree-ear aber ist bereit das Wagnis zu unternehmen. Mit zwei Meisterstücken macht er sich auf den Weg, wird prompt überfallen und überbringt nur: "a single shard". Doch diese eine Scherbe sollte reichen...
Auch wenn die Geschichte vorhersagbaren Bahnen folgt, so ist es Park doch gelungen, "das Fremde" auf faszinierende Art mehrfach darzustellen. Da ist einmal das Korea des 12. Jahrhunderts, das sehr lebendig wird, da ist aber auch die Töpfereikunst, die uns anschaulich näher gebracht wird. Gleichzeitig ist das rechte Maß an Empathie, an Freude und an Trauer in dem Buch enthalten, sodass sich auch dadurch eine schlichte, aber lesenswerte Geschichte ergibt. Schön zu sehen, dass man auch auf unspektakuläre Art mitreißend schreiben kann!