Downham, die mit ihrem Buch „Before I die“ (s. Archiv) zu Recht Ruhm erlangte, hat diesmal eine Variation der Romeo und Julia-Geschichte vorgelegt. Hier sind es Mickey und Ellie, die unter den widrigsten Umständen zueinander finden müssen – aber anders als bei Shakespeare müssen sie dafür nicht ihr Leben opfern.

Mickeys Schwester Karyn (15) wurde bei einer Party zuerst betrunken gemacht und dann von Tom vergewaltigt. Ellie, Toms Schwester, sagt zuerst zugunsten ihres Bruders aus, steht es aber letztendlich nicht durch, die kleinen Lügen auch zu beschwören. Ausgerechnet Ellie öffnet die Tür, als Mickey kommt, um an Tom persönlich Rache zu nehmen; ausgerechnet Ellie findet ihn attraktiv…

Zu dem Konflikt, der beim Lesen natürlich fürs Nägelkauen sorgt, kommt auch der unterschiedliche Hintergrund. Mickey, aus ärmlichen Verhältnissen, allein erziehender, alkoholkranker Mutter, zwei Schwestern, will Koch werden und arbeitet in einem Pub. Ellie, aus vermögendem Haus, ehrgeiziger Vater, umsorgende, aber schwache Mutter, beginnt ihren Loslösungsprozess von der Familie ausgerechnet in der Krisensituation.

Das alles mag ein bisschen dick aufgetragen wirken, ist aber unglaublich sicher geschrieben und dabei so spannend erzählt, dass man tatsächlich gezwungen ist, 400 Seiten lang mitzuzittern. Und wen schert schon die Häufung von Unwahrscheinlichkeiten? (Bei Shakespeare sind sie ja auch sowas von egal.) Hier wird einfach eine gute Geschichte gut erzählt – und wenn man will, kann man sicher auch noch stundenlang darüber diskutieren und erörtern, wie weit Zusammenhalt (mit wem?) gehen darf und soll. Empfohlen!

David Fickling Books 2010; pp. 413