Dies ist ein mehrfach ausgezeichnetes Buch, das vermutlich bei Erwachsenen noch besser ankommt als bei Kindern/Jugendlichen, weil es in eine liebenswert-skurrile Familienwelt entführt, die wir auch manchmal gerne hätten.
Die vier Casson-Kinder haben Künstler-Eltern; der Vater ist unregelmäßiger Gast zu Hause, weil es meint, er sei ein bedeutender Künstler, der vorwiegend in London leben müsse. Mutter Eve ist – in seinen und ihren Augen – die unbedeutendere Künstlerin. Sie flüchtet des Nachts zum Malen in den Schuppen, ansonsten managt sie eher zerstreut den Haushalt und was sonst noch zum Alltag gehört.
Die Kinder, Cadmium=Caddy (18), Saffron=Saffy, Indigo und Rose sind nach Farben benannt – aber eines Tages kommt Saffy drauf, dass sie nicht auf der Farbtafel steht. Es stellt sich heraus, dass sie adoptiert ist; ihre Mutter war Eves Schwester, die in Siena begraben liegt. Als nun der vielgeliebte Großvater, der seit Jahren nicht gesprochen hat, stirbt, erfährt Saffy, dass sie von ihm einen steinernen Engel geerbt hat. Mit Sarah, einem gehbehinderten Mädchen aus der Nachbarschaft, heckt sie den Plan aus, als blinde Passagierin mitzukommen, wenn Sarahs Familie nach Siena fährt. Es gelingt ihr auch, und sie macht sich dort auf die Suche nach dem Steinengel – der, wie sich später herausstellt, schon in England ist.
In den Nebenhandlungen verfolgen wir die skurrilen Unterfangen der anderen Kinder, u. a. Caddys Fahrprüfung, die sie nach 100 Stunden gefährlicher Praxis endlich ablegen will.
Das Buch hat eine wunderbare Leichtigkeit, das Leben verläuft prinzipiell in ungewohnten Bahnen; Effizienz, Durchsetzungsvermögen, ZackZackZack-Schlüsselqualifikationen spielen keine Rolle, sehr wohl aber Gefühle, Einfälle, Ideen, Abenteuer. Durchaus sparsam, aber sehr gekonnt entführt uns McKay in eine liebenswerte Parallelwelt, von der man doch hofft, auch ein bisschen etwas in den eigenen Alltag hinüber retten zu können. Ein schönes Buch.