Midnight

Dies ist ein Buch, das für mich immer am leicht Bedrohlichen, nicht Fassbaren entlangschrammt, obwohl es auch als ganz einfache Geschichte von der Schwierigkeit miteinander umzugehen und Freundschaft zu schließen gelesen werden kann.Die 13-jährige Violet (für 13 übrigens etwas wohl behütet und k ...

Dies ist ein Buch, das für mich immer am leicht Bedrohlichen, nicht Fassbaren entlangschrammt, obwohl es auch als ganz einfache Geschichte von der Schwierigkeit miteinander umzugehen und Freundschaft zu schließen gelesen werden kann.
Die 13-jährige Violet (für 13 übrigens etwas wohl behütet und kindlich) und ihr 16-jähriger Bruder Will haben ein etwas seltsames Geschwister-Verhältnis mit ihren eigenartigen Spielen auf Truth or Dare-Basis. Als Will erfährt, dass er nur adoptiert ist, wird die Situation in der Familie (biedere Eltern, Vater schlichter Polizist, Mutter ewig besorgt) noch verfahrener. Violet flüchtet sich da gerne in ihre Traumwelt, die von den Feenbüchern Caspar Dreams, dem sie täglich Briefe schreibt (ohne sie abzusenden), genährt wird.
Auftritt Jasmine: schön, blond, Tochter eines Schauspieler-Ehepaars. Sie freundet sich sofort mit der schüchternen Violet an und wirkt einfach liebenswert, obwohl sie auch "eine doppelten Boden" haben könnte. Als Jasmine Violet und Will besucht, kommt es zu einer kritischen Situation, in der Violet wegläuft um beim Eigenbrötler Casper Dream, den niemand wirklich kennt, Trost zu suchen. Dies führt zur 'eucatastrophe' im Buch; und endlich werden Dinge ausgesprochen, über die zu lange geschwiegen wurde.
Wie gesagt, das kann man als relativ einfache Geschichte lesen, aber Wilson schafft es, den latenten bedrohlichen Unterton aufrecht zu erhalten. Da werden zudem kunstvoll die Feenwelt und Wills Adoption (the changeling) miteinander verknüpft, da hat Jasmine etwas Märchen- und Feenhaftes an sich, da geht es aber auch um Träume, Selbstfindung, Stärke zeigen und rätselhafte Zuneigungen. Insgesamt vermittelt das Buch einen kuriosen Schwebezustand, der einen stets darauf warten lässt, dass das Schöne nur des Schrecklichen Anfang ist. Vermutlich lesen das Jugendliche nicht so, aber der Verknüpfung von vielfältigen Motiven werden auch sie sich nicht ganz entziehen können. Wie immer, hat Nick Sharratt kongenial illustriert.
P.S. Im Nachwort lese ich mit Vergnügen, dass Wilsons Bibliothek ca. 15,000 Bände zählt. Es gibt also doch Gleichgesinnte…

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/familie/detail/midnight.html
Kostenpflichtig
nein