Looking for Alibrandi

Dieses Buch, 1992 zum ersten Mal erschienen, zählt in australischen Schulen zur Pflichtlektüre und schildert etwa ein Jahr aus dem Leben der 17-jährigen Josephine Alibrandi, die in Sydney, auf Stipendienbasis, eine katholische Eliteschule besucht. Zu Jozzies Problemen gehört, ...

Dieses Buch, 1992 zum ersten Mal erschienen, zählt in australischen Schulen zur Pflichtlektüre und schildert etwa ein Jahr aus dem Leben der 17-jährigen Josephine Alibrandi, die in Sydney, auf Stipendienbasis, eine katholische Eliteschule besucht. Zu Jozzies Problemen gehört, dass sie ein ethnic ist, genauer gesagt, ein wog, wie die weniger freundlichen Australier die Einwanderer aus den 50er-Jahren immer noch bezeichnen; obendrein ist sie ein uneheliches Kind, was ihr Leben in der italienischen Gemeinschaft in Sydney keineswegs leicht macht.
Nach fast 17 Jahren lernt Jozzie ihren Vater kennen (der bislang nichts von ihrer Existenz wusste), sie lernt aber auch die ungeschriebenen Gesetze und die Lügengewebe innerhalb ihres engsten Lebensraums kennen, in Sonderheit die so lange geheimgehaltene Geschichte ihrer strengen Großmutter, die Sizilianerin geblieben ist, auch wenn sie ihr Leben in Australien verbracht hat. Natürlich erleben wir auch Jozzies Erwachsenwerden, befördert durch einige einschneidende Ereignisse in ihrem Leben (die große Liebe, Verlust etc.)
Wesentlich in diesem Buch ist vor allem das Aufeinandertreffen von Kulturen; auch wenn Jozzie in den 90ern lebt, so ist sie doch über ihre Familie engen sizilianischen Traditionen verhaftet; auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünscht als nach ihren Vorstellungen zu leben, so erkennt sie doch, dass sie ihre Traditionen nie ganz abschütteln wird können. Wenn wir der Heldin so viel Verständnis entgegenbringen können, dann haben wir ja aus der Lektüre schon einiges gewonnen, obwohl es nicht leicht fällt, diese italienische Verzopftheit, diese Einengung auf die bessere High-school-Welt, diese stete Bewachung durch Nonnen immer zu akzeptieren. (Jozzie fiel das fast leichter als mir.)
Für Jugendliche am Ende der 90er Jahre mag das durchaus seinen Charme haben, mag das durchaus ein kopfschüttelndes Hineintauchen in eine andere Welt sein - oder aber schlichtweg unverständlich. Mir selbst erging es so, dass ich nach einiger Zeit doch von der Stärke fasziniert war, die alle drei Frauen, Jozzie, ihre Mutter und ihre Großmutter, jede auf ihre Weise ausstrahlen, auch wenn Lebensumstände und Unterwerfung unter bestimmte Rituale und Traditionen mir fremd blieben. Schlussendlich würde ich also das Buch unbedingt auf jede Leseliste setzen, die sich mit dem Problem des Verständnisses für Menschen, die integriert und fremd zugleich sind, auseinandersetzt.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/familie/detail/looking-for-alibrandi.html
Kostenpflichtig
nein