Clean Break
Wilson hat einfach ein Gespür dafür – sie schafft es in jedem ihrer Bücher, die eigentlich ein trauriges Thema behandeln, ihren Protagonistinnen so viel Kraft, Lebensmut und Selbstironie zu geben, dass sie nicht ins große Selbstmitleid verfallen müssen, sondern bereit sind für ihr Glück zu kämpf ...
Wilson hat einfach ein Gespür dafür – sie schafft es in jedem ihrer Bücher, die eigentlich ein trauriges Thema behandeln, ihren Protagonistinnen so viel Kraft, Lebensmut und Selbstironie zu geben, dass sie nicht ins große Selbstmitleid verfallen müssen, sondern bereit sind für ihr Glück zu kämpfen. Zumindest die Kinder nehmen diesen Kampf auf, auch wenn er ihnen furchtbar schwer fällt – aber gleichzeitig absolvieren sie damit einen Initiationsritus und gehen oftmals gestärkt aus allen Schwierigkeiten hervor.
Hier ist es Em, die Erzählerin, die am ehesten noch die Familie zusammenhält, nachdem der Vater sich zu Weihnachten zur neuen Freundin verabschiedet hat; nicht zum ersten Mal ist die Figur des Vaters ambivalent gezeichnet: er ist äußerst liebenswert und gleichzeitig äußerst schwach. Verantwortung ist ihm eher fremd, aber nicht zuletzt wegen seiner Sprunghaftigkeit lieben ihn die Kinder. In "Clean Break" bleibt also die Mutter (die sich nicht von ihrem Mann lösen kann und will) mit ihren drei Kindern Em, Vita und Maxie bei der Großmutter wohnen – und ergibt sich vorwiegend dem Elend. Em, dicklich, unglücklich, überfordert, hat ein Talent – sie kann Geschichten erzählen. Und erzählend rettet sie sich und ihre Geschwister über den Verlust, bis zu dem glücklichen Moment, da sie ihre Lieblingsautorin kennen lernt. Und dieses positive Ereignis und ein Zufall geben ihr Mut für die unmittelbare Zukunft.
Welches Ende die wirkliche Wirklichkeit schreibt, ist eher sekundär; wichtig in Wilsons Büchern ist offensichtlich, dass sie für Kinder genau den richtigen Ton trifft, dass sie für ihre jugendlichen Leser/-innen in Worte fassen kann, welche Leiden sie durchmachen (bzw. welche ihnen erspart bleiben). Und deswegen verkaufen sich ihre Bücher auch millionenfach: Nicht, weil hier jemand sehr geschickt ein, zwei Themen variiert, sondern weil hier jemand die richtigen Worte findet. So richtig, dass sie auch bei Erwachsenen ankommen. Ich gehöre jedenfalls zum großen Kreis der Wilson-Fans. Mehr für Gleichgesinnte unter www.jacquelinewilson.co.uk. Wie immer von Nick Sharratt kongenial illustriert.