Being With Henry
Wer die Geschichte "The Kindness of Strangers" (MAKE YOUR WAY 5) kennt, der ist mit der Ausgangssituation bestens vertraut. Laker Wyatt wird nach einer Auseinandersetzung mit seinem Stiefvater von seiner Mutter hinausgeworfen und findet bei dem 83-jährigen Henry Olson Unterschlupf. Das macht au ...
Wer die Geschichte "The Kindness of Strangers" (MAKE YOUR WAY 5) kennt, der ist mit der Ausgangssituation bestens vertraut. Laker Wyatt wird nach einer Auseinandersetzung mit seinem Stiefvater von seiner Mutter hinausgeworfen und findet bei dem 83-jährigen Henry Olson Unterschlupf. Das macht auch schon das erste Viertel des Buches aus. Im verbleibenden Teil verfolgen wir das gemeinsame Leben des ungleichen Gespanns. Laker findet einen Job, kümmert sich um Henry, geht zur Schule und lernt auch allmählich Henrys befehlsgewohnte Tochter kennen. Von noch größerer Bedeutung für ihn ist das Zusammentreffen mit Henrys Enkelin, Charlene, einem schönen Mädchen, das gerade versucht, sich von der erdrückenden Mutter zu emanzipieren; sie nimmt Laker jedoch anfänglich übel, dass sie nunmehr den Großvater teilen muss. Laker, noch immer haltlos und unsicher, braucht aber Henry, der ihm eine unaufdringliche Stütze bei der Selbstfindung ist; gleichzeitig ist Laker bemüht, sich um Henry zu kümmern; so bietet er ihm an, ihn zu seiner Lieblingshütte am Lake Heron zu fahren; Charlene kommt auch mit, und das momentane Glück scheint perfekt; doch da begegnet Laker am See seiner Vergangenheit...
Was als durchaus gelungene Geschichte über den steten Kampf um Selbstständigkeit in der Jugend und im Alter beginnt, kann offensichtlich an der beginnenden Liebesgeschichte Laker-Charlene nicht vorbei; dass aber auch noch Lakers Kindheitserinnerungen herhalten müssen und seine Vaterlosigkeit erklärt wird, ist ein Griff in die Erzählkiste, den Brooks vermeiden hätte können. Das gibt zwar sehr schöne Passagen als Einleitung zu den einzelnen Kapiteln her, wirkt aber insgesamt doch ziemlich konstruiert.
Nichtsdestotrotz ist es die Begegnung zwischen den weit auseinanderliegenden Generationen wert, das Buch zu lesen. Obendrein ist es eine ideale Ergänzung zur Kurzgeschichte in MYW, und u. U. bietet sich da die TB-Ausgabe sogar als Klassenlektüre an, zumal sie mit einer Vielzahl von Schreibaufgaben (different viewpoint, diary entries, speculating etc.) verbunden werden könnte. Und wer Winnipeg und all die anderen Orte der Geschichte kennt, kann das Buch eventuell auch für ein kleines Internet-Leseprojekt nutzen. (vgl. etwa auch "The Beach" auf www.e-lisa.at oder www.grg5.asn-wien.ac.at).