Lingards jüngster Roman ist ein angenehm dahinplätscherndes Buch und erzählt seine Geschichte frei von den (möglichen) Schrecken der Wirklichkeit.
Die elfjährige Maria und der sechsjährige Charlie werden von ihrem Vater Antonio zwei Jahre nach der Scheidung entführt; eines Tages klaubt er sie einfach vor der Schule in Edinburgh auf und verfrachtet sie in ein kleines spanisches Bergdorf. Zu Beginn sind die Kinder auch durchaus willig mitzufahren: Antonio ist Flamenco-Tänzer und verkörpert viel deutlicher als die schottische Mutter Charme und Abenteuer. Aber allmählich bekommt Charlie Heimweh, Maria ist vom Gedanken, im spanischen Kaff, wo selbstredend alle zum Charmeur Antonio halten, auf Dauer verweilen zu müssen, immer weniger begeistert, auch ist die Mutter schon auf der Suche nach ihren Kindern.
Zum großen Finale im Haus der uralten Tante findet sich dann doch ein einigermaßen erträglicher Kompromiss, der es den Kindern ermöglichen soll the best of both worlds zu genießen.
All das ist ein bisschen klischeehaft, ein bisschen lieblos, ein bisschen schleppend erzählt und wirkt so, als hätte Lingard einen Vertrag für ein neues Jugendbuch unterschrieben gehabt, in dem sie sich verpflichtete, einen feurigen Südländer und eine leicht gestresste Mutter unterzubringen.
Andererseits ist das Buch leicht zu lesen, das Thema selbst ist ja keineswegs uninteressant, das spanische Bergdorf bildet eine hübsche Kulisse, die Spanier/-innen sind durchwegs sympathisch – und Lingard-Fans werden mit dieser Mischung gewiss ihre Freude haben.