Crank
Das Buch sieht zwar sehr umfangreich aus, hat aber die normale Jugendbuchlänge, denn Hopkins hat sich mit rhythmischer Prosa, "shape poetry" und dgl. gespielt und die vielen Seiten mit Gedanken- und Erzählfetzen gefüllt und auf eine traditionelle narrative Anordnung verz ...
Das Buch sieht zwar sehr umfangreich aus, hat aber die normale Jugendbuchlänge, denn Hopkins hat sich mit rhythmischer Prosa, "shape poetry" und dgl. gespielt und die vielen Seiten mit Gedanken- und Erzählfetzen gefüllt und auf eine traditionelle narrative Anordnung verzichtet. Das werden jugendliche Leser/-innen sicher fetziger finden als ich, denn der Roman, der als "Go Ask Alice" des 21. Jahrhunderts gehandelt wird, ist damit hübsch portioniert und kann häppchenweise aufgenommen werden, etwas, das bei Jugendlichen, die das Halbstundenformat gewöhnt sind, ohne Frage gut ankommt.
Kristina Georgia Snow ist ein ordentliches Mädchen, aber als sie ihren Vater besucht, der (naturgemäß) die Familie verlassen hat, entdeckt sie ihr abenteuerhungriges Alter ego: Bree. Bree macht all das, was brave Mädchen nicht tun – aber sie kommt nicht überall hin, sondern sie entdeckt vor allem Crank (crystal meth), das absolut suchtbildend ist und hier vorwiegend als "das Monster" bezeichnet wird. Bree lässt sich mit allen möglichen gefährlichen Charakteren ein, erlebt Enttäuschungen, fällt aus dem bisherigen sozialen Rahmen, findet kaum noch zu Kristian zurück. Von einem Drogenhändler vergewaltigt und geschwängert, steht sie vor der Entscheidung ihr Kind abzutreiben oder eine Rückkehr ins monsterlose Leben zu versuchen. Das Ende bleibt insofern offen, als wir nicht wissen, ob sie diese Rückkehr überhaupt schaffen kann.
Wie so oft bei Drogenbüchern über Jugendliche wirkt manches plausibel, vielleicht sogar abschreckend – trotz der Angstlust, die derlei Lektüre oft begleitet. Manches wirkt aber auch überzogen (Sie darf wirklich so mir nichts, dir nichts ihren drogensüchtigen Vater besuchen?), klischeehaft, sogar peinlich. Hopkins hat ihren "Versroman" auf ein paar autobiographische Erfahrungen (ihre Tochter war offenbar drogensüchtig) aufgebaut, diese aber meines Erachtens über Gebühr in die Länge gezogen und erzählerisch auch zu verspielt und selbstverliebt (in die Erzähltechnik) abgehandelt. Jugendliche, die sich aber für die Thematik interessieren, sollten das Buch zumindest in der Schulbibliothek vorfinden.