Hier heißt es im Klappentext „Not Suitable for Younger Readers“, und auch wenn wir nicht wissen, wie jung junge Leser/innen sein dürfen, so lässt sich eines sagen: Die Warnung stimmt, denn die Gewaltorgien in diesem Jugendbuch sind bemerkenswert direkt.

England wird weitgehend von den Bloods beherrscht, einer weißen, christlichen Suprematen-Gruppe; sie kämpfen sich in den Norden vor (ein großer Teil der Handlung spielt in der Manchester-Gegend), alles, was nicht ihren Idealen entspricht, wird niedergemetzelt. Außerdem können sie Menschen kontrollieren.

Zwar hat Martis Vater eine Software entwickelt, mit der man die Kontrolle außer Kraft setzen kann, aber er ist verschollen. Marti ist ‚of mixed race‘ und trans, hat also sowieso kein leichtes Leben, aber als auch ihre Mutter umkommt, flieht sie mit ihrer schönen Freundin Maude und ihrem dreijährigen Bruder in den Süden, weil sie nach Amsterdam will. Mit dabei hat sie ein Handy, auf dem die Software des Vaters installiert ist, und eine Pistole mit drei Kugeln, falls es für die drei notwendig werden sollte. Die Kugeln werden zwar anderweitig verschossen, doch dass sie überhaupt relativ lange überleben, grenzt an ein Wunder.

Burgess hat hineingepackt, was an Gewalt hineinzupacken ist: brutale Auseinandersetzungen, Vergewaltigung und - gegen Schluss und ziemlich unerträglich, weil nicht unbedingt im Detail ausgeführt: Tortur. Dass Marti es mit ihrem Hintergrund dreifach schwer hat, ist klar. Aber sie wird von einem ungeheuren Lebenswillen angetrieben. Wenn man bedenkt, dass einiges davon der Wirklichkeit entnommen ist, dann ist das keine leichte Lektüre. Aber sie lohnt sich.

pp. 240 | 5./6. Klasse