Zu Beginn schreiben wir das Jahr 1776; der junge Billy Marvel ist ein Schauspieler auf einem Walfangschiff, der die Mannschaft unterhält – bis zu dem Zeitpunkt, da ein Sturm das Schiff zum Sinken bringt. Billy überlebt, sein Bruder stirbt. Jahre später findet er sich in London wieder, wo er beim Bau des Theatre Royal hilft. Die Zeichnungen machen uns des Weiteren mit Billys Nachkommen, einer namhaften Schauspieltruppe, bekannt. 1900 kehrt der Jüngste der Marvels wieder zur See zurück.

Wir springen, nunmehr in Textform, ins Jahr 1990. Joseph ist aus dem Internat weggelaufen und sucht Zuflucht bei seinem Onkel Albert, der in einem alten Haus in Spitalsfield wohnt. (Als Vorbild dient 18 Folgate Street, in dem das 18. Jahrhundert kultiviert wird.) Joseph macht es sich zur Aufgabe, die verworrene Familiengeschichte zu erforschen, und das in einem London, das sehr an Dickens erinnert, in dem aber auch Shakespeare und Yeats präsent sind.

Selznick spielt sehr gekonnt mit der unscharfen Grenz zwischen Fakten und Fiktion, und wir wissen nie ganz genau, wo die Erzählung endet/beginnt, wo die Erzählung in der Erzählung wahr oder erfunden ist. Dazu kommen – auch wieder gegen Schluss – die meisterlichen Zeichnungen, die aus dem Buch ein Unikat machen; ganz wenige Jugendbücher vermengen auf so elegante und spannende Weise Bild und Text. Eine Freude für Kenner!

pp. 665 | 5. Klasse