Wenn Sie im Internet unter Carver nachsehen, dann wird Ihnen ganz schwindlig bei der Aufzählung seiner Leistungen. Da sind allein 325 Erdnuss-Produkte, die Carver, einem Ahnherrn der Chemiurgie, jener Wissenschaft von der Gewinnung chemischer Produkte aus land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, zugeschrieben werden.
Das wirklich Erstaunliche aber ist: Carver war ein Schwarzer, der von 1865 (?) bis 1943 lebte, und ein ungeheuer vielseitiger Mensch. Als Sklave geboren wurde er nicht nur Erzieher, Wissenschafter, Geschäftsmann, sondern er war auch Autor und Künstler - und am Ende seines Lebens wurde er noch von Franklin D. Roosevelt geehrt.
Dieses erstaunliche Leben schildert Nelson in 59 Gedichten, die nicht nur Carvers Verdienste würdigen, sondern vor allem die Tatsache, dass sein Tun und Handeln in einem starken Glauben begründet lagen. Carver, der von Booker T. Washington an das Tuskegee Institute berufen wurde, konnte zwar nicht dem damaligen Begriff von Wissenschaftlichkeit Genüge tun, aber seine Mischung aus wissenschaftlichem Instinkt und Gottvertrauen ergibt einen holistischen Ansatz, der heute immer wieder, zumindest in wissenschaftlichen Feiertagsreden, bemüht wird.
Nelsons Gedichtsammlung wird durch Fotos und kurze Anmerkungen ergänzt und bietet einen lesenswerten und unüblichen Zugang zu Carvers Leben. Gleichzeitig ist der Gedanke verfolgenswert, "Carver" als Modelltext zu nehmen und mit einer Klasse ein (auto)biografisches Büchlein zu produzieren, das den lyrischen Ansatz wählt.