Stoner & Spaz
Ben Bancroft, 16, lebt bei seiner Großmutter und ist ein Einzelgänger, weil er an zerebraler Kinderlähmung leidet; er ist der Spaz des Titels. Colleen Minou, fucked up und drogensüchtig, ist Stoner. Ab dem Zeitpunkt, da sie einander im Rialto-Kino kennen lernen, bilden sie ein höchst ungleiches, ...
Ben Bancroft, 16, lebt bei seiner Großmutter und ist ein Einzelgänger, weil er an zerebraler Kinderlähmung leidet; er ist der Spaz des Titels. Colleen Minou, fucked up und drogensüchtig, ist Stoner. Ab dem Zeitpunkt, da sie einander im Rialto-Kino kennen lernen, bilden sie ein höchst ungleiches, aber durchaus liebenswertes Paar. Ben, ordentlich und teuer angezogen, raucht und trinkt nicht, Colleen hat ein Dutzend Drogen in ihrem Körper. Aber sie schreckt vor ihm nicht zurück, sie ist die Erste, die ihn berührt. Ben, der bisher nur von seiner Großmutter gehalten, umarmt, berührt worden ist, entdeckt eine neue Welt der Empfindungen. Er versucht Colleen ein guter Freund zu sein, er kommt aus seiner Schneckenwelt heraus, macht einen Film über High School Kids, redet mit Menschen, mit denen er nie zuvor geredet hätte. Colleen nimmt ihn mit in ihre Spelunken, wendet sich schließlich hilfesuchend an ihn, als ihr System mehr oder weniger zusammenbricht. Aber der Sonnenuntergang zur romantischen Musik am Ende muss dennoch ausbleiben...
Koertge hat ein gutes Ohr für Dialoge, sein Ben ist ein durch und durch geistreicher und witziger Held, der seine Behinderung gekonnt thematisiert, seine Colleen eine Verzweifelte, die sich eine dicke Schicht Coolness zugelegt hat. Vergröbernd zeigen aber beide ein Grundproblem der teenage angst, von der Großmutter so formuliert: "Everybody, I mean everybody, stands in front of the mirror and wishes they were different." Dieses Stadium zu überwinden und mit sich ins Reine zu kommen ist ein Schritt zum Erwachsenwerden, ein Schritt übrigens, den beileibe nicht alle Erwachsenen getan haben. Koertge lässt Stoner und Spaz mit genug Leidenschaft und Selbstironie handeln, sodass wir hoffen können, sie lernen nicht nur einander, sondern auch sich selbst lieben.