Wonder

Das können nur die Amerikaner – so ein leicht betuliches, rundum positives Buch schreiben und auch massenweise verkaufen. Eigentlich ist Palacios Buch für eine jüngere Leserschaft gedacht, aber wer das Gutsein verkaufen will, der kann ihr Buch ja durchaus in der 4. Klasse einsetzen.

Das Thema ist jedenfalls ernst: Augustus (Auggie) hat – aufgrund eines Gendefekts – ein völlig deformiertes Gesicht. Bis jetzt wurde er zuhause erzogen, doch nun will er sich der Welt stellen und in die Schule wechseln (5th grade, also 9-11). Dort erwartet ihn ein Direktor, der die Güte in Person ist, dort erwarten ihn aber auch Mitschüler/innen, die ihn für einen Freak, ein Monster etc. halten. Auggie, sensibel für jede Sekundenverurteilung, muss einen harten Kampf aufnehmen, denn von den „assigned friends“ bleibt ihm nur Jack (nach einem unerfreulichen Intermezzo) treu, wohingegen Julian einen „Krieg“ gegen ihn beginnt.

Alles in allem erfahren wir also, wie Auggie dieses erste Jahr meistert, mit Höhen und Tiefen; wir erfahren das nicht nur von ihm, sondern auch aus der Sicht einer Handvoll anderer Personen, z. B. aus der Sicht von Auggies älterer Schwester Via oder aus der Sicht Summers, eines Mädchens, das Auggie so nimmt, wie er ist.

Das ist gewiss auf einer Ebene ein berührendes Buch, auf einer anderen aber so voll von Moral und Korrektheit und Wärme und Verständnis, das einem leicht schwummrig werden kann; europäische Leser/innen sind so viel I-love-you-son-Rhetorik halt doch nicht gewohnt. Aber egal – der Erfolg gibt Palacio recht: Das Buch ist preisgekrönt und wird offensichtlich von Kindern mit großer Begeisterung gelesen. Und ein, zwei wichtige Lektionen werden ihnen ja auch erteilt.

Alfred A. Knopf 2012, pp. 313

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.09.2013
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/aussenseiter/detail/wonder.html
Kostenpflichtig
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