Coping! Zurechtkommen! Das ist immer wieder Thema in Spinellis Jugendbüchern, und es ist faszinierend, wie Kinder und Jugendliche mit Glück und Unglück, Freundschaft und Verlust umgehen, schon allein deshalb, weil es jenseits jeglicher Erwachsenenvernunft geschieht.

Bei einer Eiersuche zu Ostern lernen sie einander zum ersten Mal kennen: der neunjährige David, der seine Mutter bei einem Unfall verloren hat, und die dreizehnjährige Primrose, die ihren Vater nie gekannt hat und deren Mutter eine etwas verrückte Wahrsagerin ist. Beide haben sich auf ihre Weise eingeigelt: Primrose ist für jede Überraschung gut, David hält sich peinlich genau an alle Vorschriften (nur nicht die seiner Großmutter); beide sind Außenseiter, freunden sich mit einem erwachsenen Außenseiter an – und sind einander nicht in helfender, sondern kratzbürstiger, bisweilen sogar feindseliger Zuneigung verbunden. Gemeinsam machen sie sich auf eine (kurze) Reise, bei der sie, wie so viele Figuren vor ihnen, erfahren, dass man zuerst weggehen muss, um heimkommen zu können.

Spinellis Romane sind wahres Lesevergnügen, weil in ihnen Freude und Trauer gleichermaßen schwebend vorhanden sind und weil er ganz einfach gut erzählen kann. Hier legt er uns weniger eine Geschichte als zwei eindringliche Porträts vor, die uns mühelos in jene Zeit zurückbringen, da noch nicht die Gesetze der Alltäglichkeit gegolten haben und die Welt um einen herum noch auf eigene Faust zu erkunden war.