Witness
Auch in ihrem neuen Roman hat Karen Hesse die Technik der Vignetten in freien Rhythmen beibehalten und meines Erachtens hat sie diese seit "Out of the Dust" (1997) weiterentwickelt und verfeinert. Diesmal sind wir in einer Kleinstadt im Vermont des Jahres 1924. In einer an sich harmlosen Gemeins ...
Auch in ihrem neuen Roman hat Karen Hesse die Technik der Vignetten in freien Rhythmen beibehalten und meines Erachtens hat sie diese seit "Out of the Dust" (1997) weiterentwickelt und verfeinert. Diesmal sind wir in einer Kleinstadt im Vermont des Jahres 1924. In einer an sich harmlosen Gemeinschaft macht sich der Ku Klux Klan breit, angefacht durch die Anwesenheit der 12-jährigen schwarzen Leonora Sutter und ihres Vaters und der 6-jährigen Esther, eines jüdischen Mädchens. Gewinnsucht und Ressentiments, Glaubenseifer und politisches Kalkül bringen die niedrigen Instinkte in den Bewohnerinnen und Bewohnern hervor, und es dauert einige Zeit, bis sich die Lage wieder normalisiert und die Menschen - wie es sich für kleine, eng beisammen lebende Gemeinschaften gehört - wieder mehr auf ihre eigenen Interessen als auf hineingetragene Konflikte achten.
Hesse hat für ihre Charaktere, die sie abwechselnd in kurzen rhythmischen Texten sprechen lässt, unverwechselbare Stimmen gefunden (vor allem für die Kinder), und das Buch ist aus vielerlei Gründen für den Einsatz in der Klasse zu erwägen; da lassen sich die Vignetten als Modelltexte nutzen, da können Personen "hineingeschrieben" werden, das kann recherchiert werden, da kann "aktualisiert" werden, da kann mit diversen Rollenverteilungen gearbeitet werden. Dazu kommt, dass das Buch sprachlich keine allzu großen Schwierigkeiten darstellt, sodass es relativ früh und durchaus altersgemäß eingesetzt werden kann. In jedem Fall aber unbedingt als Leseexemplar für die Bibliothek anschaffen.