Erst nachdem mir eine Schülerin ernsthafte Vorhaltungen gemacht hatte, habe ich mich hingesetzt und den ersten Teil der Trilogie gelesen – was heißt gelesen: verschlungen!

In naher Zukunft wird die Menascheit vom sog. Capitol aus regiert; um jeglichen Aufruhr zu unterdrücken, finden alljährlich Spiele statt, die bis ins kleinste Detail im Fernsehen übertragen werden. Jeweils zwei Jugendliche aus den 12 Distrikten treten gegeneinander an; in diesem Battle Royal hat gewonnen, wer als Einzige/r überlebt.

Im 74. Jahr der Spiele trifft es die sechzehnjährige Katniss Everdeen aus dem 12. Distrikt, dem Kohledistrikt, den am wenigsten angesehenen Distrikt – und sie zeigt sich von Anfang an stark, gewitzt, warmherzig, zornig, verzweifelt udn wird damit zum Liebling des Publikums; als ihr Mitstreiter/Gegner Peeta aus dem 12. Distrikt noch öffentlich seine Liebe für sie bekundet, tobt das Publikum. Und dann beginnt der Kampf der 24 – jede/r gegen jede/n!

Mehr will ich vom Inhalt nicht verraten, aber ich kann sagen: Collins schreibt temporeiche UND kenntnisreiche Abenteuerdystopie. Da ist Reality TV, Big Brother, Kings “Running Man”, Koushun Takami und vieles mehr drin. Das ist vor allem aber nicht nur flott, sondern erstaunlich gut geschrieben – mit einer Vielzahl an Cliffhangern und Twists, dass man aus dem Staunen kaum rauskommt.

Ganz besonders aber gilt, dass Collins mit Katniss eine starke und sympathische Heldin, eine Identifikationsfigur für jene, die die zögerlichen Mädchen satt haben, geschaffen hat. Wie Sidney in „Scream“ wartet sie nicht ängstlich auf das Ende, sondern kämpft – nicht nur ums Überleben, sondern um Selbstachtung und Würde.

Wie gut, dass ich die Vorhaltungen Ernst genommen habe!

Scholastic 2008; pp. 454