Millions

Bei der Media Studies Conference 2004, bei der Danny Boyle zu Gast war, hatte ich das große Glück, die Filmversion zu sehen, eine kongeniale Verfilmung des ausgezeichneten Buches von Boyce.
Dem kindlichen Ich-Erzähler Damian fällt eines Tages eine Tasche mehr oder weniger ...

Bei der Media Studies Conference 2004, bei der Danny Boyle zu Gast war, hatte ich das große Glück, die Filmversion zu sehen, eine kongeniale Verfilmung des ausgezeichneten Buches von Boyce.

Dem kindlichen Ich-Erzähler Damian fällt eines Tages eine Tasche mehr oder weniger auf den Kopf, in der sich 229,370 Pfund befinden, die nur mehr kurze Zeit ihre Gültigkeit haben, weil demnächst der Euro eingeführt werden soll. Damian, der seit dem Tod der Mutter einen besonders starken Glauben an Heilige entwickelt hat und auch ungemein viele hagiographische Details kennt, hält den Vorfall für ein Wunder. Sein zwölfjähriger Bruder Anthony, immer schon eher am Profanen als am Heiligen interessiert, kann Damian überreden, das Geheimnis nicht preiszugeben. Vergeblich versuchen die Kinder das viele Geld auszugeben: In der Schule bezahlen sie die anderen Kinder für jede Kleinigkeit mit 100-Pfund-Noten, die Spiele, die sie sich kaufen, müssen dem Vater erklärt werden, und Damians gute Taten (Geldspenden an "Bedürftige") bringen sie in nur noch größere Schwierigkeiten. Zudem sind natürlich die eigentlichen Interessenten hinter dem Geld her, sprich jene Verbrecher, die den Zug ausgeraubt und die Säcke hinausgeworfen haben.

Als Damian eines Tages bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in der Schule statt ein paar Pence ein paar tausend Pfund spendiert, tritt Dorothy in ihr Leben. Und als der Vater und Dorothy vom Geld erfahren, beschließen sie es zu behalten; doch Damian hat – wie der Verbrecher – andere Pläne.

Film wie Buch verdienen das Prädikat "heart-warming". Damians Erzählperspektive und die vielen, vielen skurrilen Referenzen auf die Hagiographie machen das Buch zu einer gelungen Mischung aus Liebenswertem und Absurdem. Damians Welt ist in sich äußerst schlüssig, auch wenn sie sich den Erwachsenen nicht erschließt, auch wenn der Verdacht besteht, dass er "a nutter" ist.

Beiden, Boyce und Boyle, ist hier ein großes Kunststück gelungen, das die Trampelpfade der (verfilmten) Jugendliteratur verlässt und das auch sicher von Erwachsenen mit großem Wohlgefallen aufgenommen werden wird.

Absolut empfehlenswert!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/abenteuer/detail/millions.html
Kostenpflichtig
nein