"Holes" hat nicht nur den National Book Award, sondern auch die begehrte Newbery Medal für 1998 gewonnen - und ich muss sagen, es ist auch ein durchaus unübliches Buch, auch wenn es sich weder in eine realistische noch eine phantastische Erzählwelt einordnen lässt; in gewisser Weise ist es Stephen Kings "Bag of Bones" nicht ganz fern.
Es beginnt durchaus glaubhaft: Stanley Yelnats, Sohn einer Familie von Pechvögeln, wird wegen eines Diebstahls (alte Turnsschuhe, die er für die Erfindungsarbeit seines Vaters genommen hat, die aber einem Star gehören) in eine Art Arbeitslager für Jugendliche geschickt, das von einer Frau und einem gewissen Mr Sir geleitet wird. Die Jugendlichen müssen bei großer Hitze (irgendwo in Texas) in einem riesigen ausgetrockneten See Löcher graben; das würde die Persönlichkeitsbildung fördern. Stanley merkt bald, dass nach irgend etwas Bestimmtem gegraben wird. Er freundet sich mit einem als dumm geltenden schwarzen Jungen namens Zero an und versucht, diesem Lesen beizubringen.
Nach einer Auseinandersetzung flieht Zero in die Wüste und Stanley folgt ihm nach einiger Zeit. Der Überlebenskampf der beiden beginnt ...
In diese Geschichte hineinverwoben ist die Geschichte der Yelnats, Emigranten aus Lettland; wie die Yelnats mit dem See, der berüchtigten Räuberin Kate Barlow und deren Liebesgeschichte zusammenhängen, was Barlow und die Lagerleiterin Walker verbindet, was das Überleben der beiden Jungen mit den Zwiebelfeldern und Pfirsichgläsern zu tun hat und wie letztlich auch zwischen Stanley und Zero eine alte Verbindung besteht, sei hier nicht verraten. Sachar hat aber ein sehr feines Gespinst gesponnen, das es ermöglicht, in viele Richtungen davonzuwandern und doch immer wieder zum Zentrum zurückzukehren. Nicht nur, dass sich die Geschichte spannend liest, ist sie auch mit viel Geschick und Erzähltalent gestaltet, so dass sich "Holes", das vielerlei Erzähltraditionen und Ideen birgt, eigentlich als ideales Buch für die so genannten Nichtleser/-innen entpuppen müsste."