Harry Potter and the Half-Blood Prince

Natürlich hätte sich das Buch straffen lassen, natürlich müsste es nicht das ewige Hin und Her zwischen Gut und Böse, zwischen Hogwarts und dem Ministerium, zwischen Harry und Draco – kurzum zwischen all den Akteuren geben, denn nicht immer ist es für den Fortgang der Erzählung von Bedeutung. Ab ...

Natürlich hätte sich das Buch straffen lassen, natürlich müsste es nicht das ewige Hin und Her zwischen Gut und Böse, zwischen Hogwarts und dem Ministerium, zwischen Harry und Draco – kurzum zwischen all den Akteuren geben, denn nicht immer ist es für den Fortgang der Erzählung von Bedeutung. Aber mittlerweile erwarten vor allem die jugendlichen Leser/-innen eben einen fetten Brocken, an dem man lange zu kauen hat; wie beim klassischen Wiener Wirt, wo das Schnitzel über den Tellerrand zu hängen hatte, so muss auch ein HP überborden – mit Handlung und mit Einfällen.

Da ist der Titel schon weniger bedeutend – die indirekte Rolle, die der Half-Blood Prince fast das ganz Buch über spielt, rechtfertigt den Titel vermutlich nur dann, wenn er auch im Abschlussband eine zentrale Rolle spielt (angelegt ist ja vieles darauf). Genauso wichtig in diesem Band sind aber Harrys Exkursionen mit Dumbledore, die zwar in dieser Form vorbei, aber noch nicht abgeschlossen sind. Und da der siebente Band offensichtlich schon minutiös durchgeplant ist, können wir neugierig sein, wie die turbulenten Zeiten, die wir in diesem Roman erleben, eine Phase der Beruhigung erleben können.

Wie gesagt, Auseinandersetzungen gibt es in Band 6 genug, auch wenn Rowling immer eine gewisse Anlaufzeit braucht um dann doch noch zu einem Nägelkau-Finale zu gelangen. Die Anlaufzeit nutzt sie diesmal für eine kleine Politsatire; nicht nur die Intrigen im Ministry of Magic werden aufs Korn genommen, auch der Prime Minister der Muggel-Welt macht eine eher unrühmliche Figur und erinnert fatal an einen Tony Blair zu Irak-Krieg-Zeiten.

Die wunderbaren Einfälle, die uns in den Anfangsbänden so mitgerissen haben, kommen natürlich spärlicher. Klar, dass Quidditch noch immer eine wichtige Rolle spielt, dass das Pensieve genutzt wird; aber an Neuem sind es vor allem die Horcruces (von denen ich nichts verraten will), über die wir zum ersten Mal mehr über die Vergangenheit Voldemorts erfahren. Was im vorliegenden Roman noch ein bisschen mehr Platz findet, sind allerlei Liebesnöte und Beziehungskrisen – alles sehr ordentlich und jugendfrei und wie es sich gehört.

Rowlings Stil garantiert flüssiges Lesen, ist aber manchmal doch ein wenig holprig und trotz des Umfangs wirkt das Buch gelegentlich wortschatzarm. Hagrids Heulen erschöpf sich in den dicken Tränen, die pseudolateinischen Beschwörungen sind gar kindisch, und Schrecken ist noch immer Erbleichen.

Dass aber ein Guter stirbt (mit einem winzigen Funken Hoffnung auf eine Gandalf-mäßige Wiederauferstehung?) sorgt natürlich dafür, dass die Leser/-innen diesen Band aufgewühlt genug verlassen und den nächsten mit Neugier und Sehnsucht erwarten. Ich will mich da gar nicht ausschließen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2005
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/abenteuer/detail/harry-potter-and-the-half-blood-prince.html
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