Tigermilch
Autor Stefanie Velasco
Verlag Kiepenheuer&Witsch 2013, S. 280
Nini und Jameelah sind 14 und wachsen in Berlin im Multikulti-Teil auf; nicht ganz Ghetto, aber fast. Ninis Mutter verbringt ihr Leben am Sofa, Jameelah ist aus Pakistan und von der Abschiebung bedroht.
Die beiden Mädchen probieren aus, was sich halt so ausprobieren lässt: Da ist z. B. Tigermilch, ein Gemisch aus Mariacron, Milch und Maracujasaft. Da ist der „Nuttentrick“ (ein Kondom mit dem Mund überziehen); da ist aber auch jede Menge an Spaß im Schwimmbad und Sehnsucht nach echter Liebe. Als sie Zeuginnen eines Ehrenmordes werden, zerbricht ihre Freundschaft fast, doch irgendwie haben sie zu viel gemeinsam erlebt, können einander doch nicht ausweichen. Happy end gibt es natürlich nicht…
Nini und Jameelah sind zwei überaus sympathische Mädchen in einer Gesellschaft, in der man dahindriftet und fürs wirkliche Leben und die wirkliche Liebe übt; das tut weh – auch den Leserinnen und Lesern, zumal man weiß, das wirkliche Leben lässt, so, wie man es sich wünscht, auf sich warten. De Velasco hat ein unsentimentales Buch mit sehr viel Sprachwitz geschrieben, und sie ist eine exzellente Beobachterin, schaut besser hin als die meisten ihrer Erzählgenossinen und hat einen sehr eigenständigen Stil entwickelt. Unbedingt lesen!
P. S. Und nicht der Werbung glauben, die da sagt, es ist „Tschick“ für Mädels. Es ist besser.