Noch lange danach
Nochmals kehrt Pausewang zu dem Thema zurück, das sie berühmt gemacht hat: der Atomkatastrophe. Es sei nicht ihre Absicht gewesen, mit „Die letzten Kinder von Schewenborn“ und „Die Wolke“ Angst zu erzeugen, aber sie hat doch zahlreiche Schülerinnen und Schüler das Fürchten damit gelehrt.
Dieser schmale Band, der das Konzept, dass Deutschland erst 2022 aus der Atomkraft aussteigt, kritisiert, und unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima geschrieben wurde, ist erzähltechnisch geschickt in der Zukunft angesiedelt.
Die sechzehnjährige Vida führt eine Gruppe ausländischer Studentinnen und Studenten durch ihre Schule und Heimatstadt und berichtet davon, wie sich das Leben in den 40 Jahren, die seit dem Atomunfall vergangen sind, verändert hat. Aus dem blühenden Deutschland ist ein nur in Teilen besiedeltes Land geworden, das sich mit täglicher Armut und Überlebenskampf herumzuschlagen hat. Vidas Mutter ist einer Depression verfallen, Vidas Freundinnen und Freunde werden weniger – immer wieder rafft der Krebs jemanden aus der Klasse weg. Vida berichtet von den verstrahlten Zonen, von Einzelschicksalen, vom Hochmut der Atomlobby – und trotz all der Tristesse, die durch diesen persönlichen Monolog so unmittelbar berührend dargestellt wird, zeigt Vida Lebenswillen und denkt so positiv es eben nur möglich ist.
Pausewang hat einen kurzen, aber ziemlich dichten Text geschrieben, den es sich auf jeden Fall zu lesen lohnt. (Unter Umständen eignet er sich sogar zum Vorlesen, aber dann sollten Sie schon vorher „Die letzten Kinder von Schewenborn“ mit der Klasse lesen.)
Ravensburger 2012; S. 122