Überhaupt keine Frage! Dieses Buch, das die begehrte Newbery-Medal gewonnen hat, gehört zu den schönsten Jugendbüchern, die ich je gelesen habe. Traurig und witzig, unterhaltsam und nachdenklich stimmend, voll liebenswerter Charaktere und erfrischender "Schlenkerer" ist "Walk Two Moons" (so der Originaltitel) ein gutes Beispiel dafür, was Jugendbücher zu leisten vermögen.

Salamanca Tree Hiddel ist 13 Jahre alt und vermisst ihre Mutter, die plötzlich nach Idaho gereist ist, sehr. Mit ihren exzentrischen Großeltern beschließt sie daher, von Ohio nach Idaho zu fahren - der Mutter wegen. Um sich die Zeit zu vertreiben, gleichzeitig aber, um von allem Belastenden abzulenken einerseits, um aber auch das Gefühl des Alleinseins abzuschütteln andererseits, erzählt Salamanca die Geschichte ihrer Freundin Phoebe Winterbottom. Auch Phoebe muss sich plötzlich dreinfinden, dass ihre Mutter verschwunden ist. Phoebe weigert sich aber, irgendeine Krise zu sehen, sondern vermutet, dass ein gefährlicher Verrückter, der vor ihrem Haus Nachrichten hinterlässt, ihre Mutter entführt hat. Wir verfolgen nun zum einen Phoebes Nachforschungen, die sie auch Margaret Cadaver, die von Salamancas Vater allzu oft besucht wird, verdächtigen lassen; zum andern verfolgen wir Sals Schicksal, die weiß, wie schwierig sie der Verlust der Mutter oft macht, die sich nicht erklären kann, was ihr Vater an Ms. Cadaver findet, die - erzählend - rasch nach Idaho will und bisweilen mit ihren seltsamen Großeltern sehr ungeduldig wird.

Was wie ein bibliotherapeutischer Roman zum Thema Scheidung/Trennung wirkt, ist ungleich mehr. Creech versteht es, die Leser/-innen immer wieder zu überraschen, gleichzeitig schildert sie uns die Welt der Dreizehnjährigen einfühlsam, aber mit jenem Schuss Skurrilität, der das Buch erst wirklich lesenswert macht. Wenn Sie das Buch schon nicht selber lesen, enthalten Sie es keineswegs Ihren Schülerinnen und Schülern vor. Absolut empfehlenswert!
(GF11/5-1997)

(Nachdruck aus: Holzmann, 66 Young Adult Novels.- ÖBV 1996)