Ich werde immer bei euch sein
In den meisten seiner gewiss tristen Bücher ist Pohl dem Tod nie ausgewichen. (Ich denke noch immer an den schrecklichen Schluss in "Der Regenbogen hat nur acht Farben"), und auch diesmal wird die Geschichte eines relativ langsamen Verlustes erzählt.Die fünfzehnjährige Anna klagt über Schmerzen ...
In den meisten seiner gewiss tristen Bücher ist Pohl dem Tod nie ausgewichen. (Ich denke noch immer an den schrecklichen Schluss in "Der Regenbogen hat nur acht Farben"), und auch diesmal wird die Geschichte eines relativ langsamen Verlustes erzählt.
Die fünfzehnjährige Anna klagt über Schmerzen im Knie und im Kiefer; Rheumaambulanz und Zahnarzt heißen ihre ersten Stationen, doch die Schmerzen lassen trotz Behandlung nicht nach. Abwechselnd erfahren wir durch Krankengeschichteblätter und die Stimmen der Mutter (Mama Eva), der Schwester Maria (19), der Freundin Hanna, vor allem aber durch Anna selbst, wie es um sie bestellt ist. Von allen ist Anna die Einzige, die von Anfang an ahnt, dass ihre Zeit begrenzt ist, hat sie doch eine Stimme, die ihr einflüstert, dass sie noch so lange bleiben muss, bis sie ihren Lieben die Angst genommen hat. Als dann der inoperable Gehirntumor diagnostiziert wird, fängt für alle eine Zeit der trügerischen Hoffnung an, selbst für Anna, aber bald beginnt ihr Körper Abschied zu nehmen: Nach einem schönen Sommer nehmen die Ausfälle (Sprache, Bewegung) zu, der Körper wird vom Cortison (und dem vielen Essen) aufgetrieben, die verzweifelt wahrgenommenen Behandlungen fruchten nichts. Anna ist es immerhin vergönnt zu Hause zu sterben.
Ich weiß, dass immer wieder behauptet wird, Pohls Geschichten seien bei allem Schrecken auch tröstlich, doch aus Elternsicht haben sie wenig Tröstliches. Vielleicht kommen jugendliche Leser/-innen mit dem Thema Verlust besser zurecht, müssen sie doch das Leben selbst erst erkunden, aber Erwachsene, die viel von ihrem Leben auf ihre Kinder gebaut haben, brauchen wahrscheinlich wesentlich länger um mit dem Tod eines Kindes einigermaßen zurechtzukommen.
Pohls Verdienst ist es, das Thema Tod in angemessener Form in der KJL zu behandeln und Jugendlichen so den Zugang zu einem weitgehend tabuisierten Bereich zu ermöglichen. Dass er das noch dazu als kompetenter Erzähler tut, der weiß, dass auch hier die Vielfalt geboten ist, ist ihm ebenfalls hoch anzurechnen. Ein wichtiges Buch!