Königin des Sprungturms
Autor WILDNER, Martina
Verlag Beltz&Gelberg 2013
Das Zehnerbrett spielt ja schon in Wildners „Jede Menge Sternschnuppen“ (s. Archiv) eine Rolle, aber hier ist es zentral, denn die Protagonistinnen sind junge Sportlerinnen, die jeden Tag eisern zum Sprungtraining gehen.
Die Erzählerin Nadja (Mutter ehrgeizige, sprichwortversessene Russin, Vater Deutscher) ist 12 und mit der gleichaltrigen, aber sehr schwierigen Karla befreundet. Karla ist der Sprungstar, niemand kann so perfekt wie sie fallen und eintauchen. Trotz ihrer mürrischen Art findet sie in Nadja eine fürsorgliche Freundin, die schon ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie vom feschen Schwimmer Alfons auch nur angesprochen wird.
Karlas Leben gerät allerdings durcheinander, als sie herausfindet, dass ihre allein erziehende Mutter einen Freund hat. Und dann kommt plötzlich der Tag, da ihr ein Sprung missglückt; Nadja hingegen scheint immer mehr an Zuversicht zu gewinnen…
Ich will die weiteren Hintergründe nicht näher erklären, einfach der Spannung wegen. Tatsächlich: Spannung. Denn auf der einen Seite meint man, von Familien zu lesen, die erträgliche Plattenbauleben führen, wo Ehrgeiz zählt, wo Sport wichtig ist, wo harte Arbeit an sich auch für Kinder selbstverständlich erscheint. Gleichzeitig aber schafft es Wildner, mit ihrer Geschichte der beiden Mädchen so viel Neugier zu wecken, dass man das Buch ganz einfach in einem durch lesen muss. Diese ideale Kombination von Alltäglichem und leicht Mysteriösem, diese Darstellung zweier unterschiedlicher Freundinnen mit ihren Ritualen hat zurecht den Deutschen Jugendliteraturpreis verdient. Unaufgeregt und aufregend zugleich!
S. 213
12/13