Honigkuckuckskinder
Autor STEINHÖFEL, Andreas
Verlag Carlsen 2018
Mehr als 25 Jahre ist der Film alt, jetzt erscheint Steinhöfels Buch zeitgerecht in einer Neuauflage bei Carlsen. Warum zeitgerecht? Weil sich viel von dem, was hier erzählt wird, nicht geändert hat.
Schurkische Deutsche (in dem Fall) verdienen am Elend von Flüchtlingen, Asylwerbern, Wohlstandsverlierern, wobei sie gleichzeitig ein perfides System von Hierarchie und Abhängigkeit schaffen, sodass man entweder zum Handlanger oder zum Ausgebeuteten wird.
Lena (12) landet mit ihrer Mutter im Hotel Paradies, das einem gewissen Herrn Schmuck gehört, der sich am Elend krumm und dämlich verdient. Unterstützt wird er vom Handlanger Zipo und seinen Gehilfen. Lena freundet sich Ajoke, einem Mädchen aus Angola, an; als die beiden den zahlreichen Diebstählen auf den Grund gehen wollen, erhalten sie Hilfe vom kleinen Efrem, der mit seinem Bruder gerade aus Äthiopien geflüchtet ist.
Man zittert gehörig mit, ob sich alles zum Guten wenden kann, denn immerhin herrscht da ziemlich viel Elend. Alles kann sich natürlich nicht zum Guten wenden, aber einiges doch. Ajoke und Lena sind starke Mädchen, und sie leben ein Multikulti-Leben ohne Ängstlichkeiten und Ressentiments. Und auch wenn die Wirklichkeit nicht immer so gute Wendungen kennt, im Roman dürfen sie erlaubt sein.
Apropos Wirklichkeit: Heutzutage müssten sich die Kinder nicht nur gegen individuelle Schurken durchsetzen, sondern gegen ein populistisches und rechtslastiges System. Da wird es schon schwieriger mit den guten Wendungen…
pp. 205 | 11/12 Jahre