Golem stiller Bruder
Pressler, Autorin zahlreicher erfolgreicher Jugendromane, erzählt diesmal die Geschichte des Golem, jenes vom Rabbi Löw geschaffenen Wesens aus Lehm, das in der jüdischen Mythologie Furcht und Schrecken verbreitet und uns durch Meyrinks klassischen Roman und durch den expressionistischen Film ve ...
Pressler, Autorin zahlreicher erfolgreicher Jugendromane, erzählt diesmal die Geschichte des Golem, jenes vom Rabbi Löw geschaffenen Wesens aus Lehm, das in der jüdischen Mythologie Furcht und Schrecken verbreitet und uns durch Meyrinks klassischen Roman und durch den expressionistischen Film vertraut ist.
Prag um 1600. Der fünfzehnjährige Jankel kommt mit seiner Schwester zum Onkel, dem berühmten Rabbi Löw, um Unterschlupf zu finden. Jankel findet bald eine Lehre als Bäcker und freundet sich dort mit Schmulik an, der es liebt, Geschichten zu erzählen und den es in die Ferne zieht. Jankel entdeckt auch bald Josef, den Golem, der in der Dachkammer wohnt, und sein anfängliches Grauen weicht einer fast scheuen Zuneigung.
Prag ist zu dieser Zeit eine unsicher Stadt für die Juden geworden; Jankel muss immer wieder Botengänge erledigen, und als einer der reichen Juden des Mordes angeklagt wird, sind es nicht zuletzt Jankel und Josef, die dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Selbst der Kaiser, von Rabbi Löw beeindruckt, verspricht, seine schützende Hand über die Juden zu halten.
Doch der Friede währt nicht lange, es kommt zu einem Überfall auf das Judenviertel, und nur Josef kann noch größeres Unglück vermeiden; doch ist er in seinem ‚Blutrausch’ nicht mehr zu stoppen, und nur ein Opfer kann den Frieden wieder herstellen.
Pressler ist eine versierte Erzählerin, und sie präsentiert uns die Golem-Geschichte als differenzierte Erzählung, in der es nicht immer leicht ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Geschickt wechselt sie den Erzählstil, mit viel Sachkenntnis lässt sie ein Bild jüdischen Lebens und Glaubens um 1600 erstehen. Insgesamt legt sie also einen gelungenen historischen Roman vor, der gut dazu geeignet ist, Jugendliche mit der Figur des Golem vertraut zu machen. Den Roman von Meyrink sollten sie sich trotzdem nicht ersparen.
Beltz&Gelberg 2007