Prickeln auf meiner Haut. 10 Geschichten über das erste Mal
Die Mythen und Wahrheiten über "das erste Mal" werden schon längst nicht mehr über Bücher, sondern über Zeitschriften und Talkshows transportiert, und dennoch bietet das Medium Buch eine (gepflegte) Intimität, die nicht so leicht zu ersetzen ist. Mit diesem Band also können sich Jugendliche auf ...
Die Mythen und Wahrheiten über "das erste Mal" werden schon längst nicht mehr über Bücher, sondern über Zeitschriften und Talkshows transportiert, und dennoch bietet das Medium Buch eine (gepflegte) Intimität, die nicht so leicht zu ersetzen ist. Mit diesem Band also können sich Jugendliche auf gern gesehene Art Einblick in diverse Gefühlswelten verschaffen, Erwachsene sich vielleicht an so manches Herzklopfen erinnern - und obendrein ist es vielen sicher lieber, ihre Kinder begegnen dem ersten Mal in Buchform und nicht so rasch in der Wirklichkeit.
Von rasch kann hier auch keine Rede sein. Die ProtagonistInnen sind 15 bis 16 (oder gar älter), viele sind ängstlich, ebenso viele verständnisvoll. Gleich bei der ersten Geschichte von Achim Bröger hat man den Eindruck, dass nur mehr der Bausparvertrag zur heilen Welt fehlt. ("Du, das find ich irgendwie einfach...") Auch die anderen AutorInnen sind sehr um Differenzierung und Beruhigung bemüht. Thomas Jeier etwa verschickt die Botschaft, dass das erste Mal nicht das erste Mal sein muss, und Stein-Fischer plädiert fürs Warten auf den richtigen Kerzenscheinmoment. Da gefallen mir Eglis Geschichte (Ausländer/Inländerin) und Treibers Geschichte schon viel besser, nicht zuletzt, weil bei Treiber mehr Realismus weht als bei den anderen. Am Kitsch vorbei schrammt Doris Meißner-Johannknechts gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte, sie ist aber unverzichtbar in diesem Buch. Wolfs Geschichte versucht lässig zu sein, Veit, Frey und Mensing haben brav zum Thema gearbeitet.
Was auch immer ich jetzt vorbringen könnte - wie viel Kitsch muss drin sein in so einem Band, wie viel Behutsamkeit und wie viel Enttäuschung, es ist völlig egal, denn der Sammelband ist auf jeden Fall ein Buch, das sich mit glühenden Wangen lesen lässt; dann darf man das beigepackte Kondom auch herunterkletzeln. Was ich also beitragen kann, ist: Geben Sie das Buch unbesorgt an ihre Halbwüchsigen weiter. Was meine Testleserin (4. Klasse) betrifft, so stimmt sie mit mir überein, dass in dem Buch insgesamt etwas geschönt wird. Gern gelesen hat sie es trotzdem.