Mira reicht's
Hoffentlich hören wir noch viel von Alexa Hennig von Lang, denn sie zählt unbestreitbar zu den größten Talenten der deutschsprachigen KJL. Auch wenn viele ihrer Charaktere ein bisschen übers Ziel hinausschießen mögen, so haben sie doch eine Frische und Authentizität, die man in vielen Jugendbüch ...
Hoffentlich hören wir noch viel von Alexa Hennig von Lang, denn sie zählt unbestreitbar zu den größten Talenten der deutschsprachigen KJL. Auch wenn viele ihrer Charaktere ein bisschen übers Ziel hinausschießen mögen, so haben sie doch eine Frische und Authentizität, die man in vielen Jugendbüchern vergeblich sucht.
Auch Ich-Erzählerin Mira (11), deren Name den schönen Titel hergibt, ist eine sympathisch-authentische Stimme. Mira lebt mit Mutter, Stiefvater (dem Biologen Jan) und dem Stiefbrüderchen zusammen; einmal pro Woche besucht sie ihren wirklichen Vater, Leo, der eine Hot-Dog-Bude betreibt und laut Jan und Miras Mutter schrecklich unreif ist. Mira ist zerrissen zwischen der ängstlichen (so Leo) Mutter, dem netten, aber leicht schrulligen Jan, der Leo nicht leiden kann, und dem hyperaktiven Leo. Auf Dauer lässt es sich nur schwer mit so unterschiedlichen Welten leben, zumal Mira ihre eigenen Sorgen hat. Ist Moritz ein bisschen in sie verliebt? Muss sie im Bus wirklich neben Astrid ("Arschtritt" genannt) sitzen? Werden die anderen Mädchen sie ausschließen? Als es dann Zeit für die Klassenfahrt ist, bestätigen sich ein paar von Miras Befürchtungen. Kaum ist sie im Landschulheim, will sie weg. Und da sie nur Leo erreicht, soll der sie abholen. Womit das eigentliche Abenteuer erst seinen Lauf nimmt, denn Leo hat natürlich ein paar verrückte Ideen ...
Diese Wendung ins Abenteuerliche mag vielleicht etwas übertrieben wirken, was aber das Buch so lesenswert macht, ist, wie gesagt, Miras Stimme. Ihre kleinen Ängste und Befürchtungen, ihre Hoffnungen, selbst ihr anhaltendes Schweigen – all das wirkt immer glaubhaft und pendelt im richtigen Ausmaß zwischen traurig und unterhaltsam. Mira ist ein Kind, das "kindhaft" nachdenkt, d.h. Hennig von Lange hat ihr nicht, wie das so oft in der KJL der Fall ist, eine ältere Stimme geliehen, sondern sie zeichnet in Mira überzeugend die Gefühls- und Gedankenwelt einer Elfjährigen nach. Schön wär's, wenn sich hier eine Serienheldin (für ein paar Bücher zumindest) abzeichnete.