Die fünfzehnjährige Ruth bekommt einen neuen Computer und freut sich dementsprechend; verblüfft ist sie aber über das mitgelieferte Programm VIM (virtual man?), das mit ihr ein Gespräch über das Problem des kürzesten Weges beginnt. Was sich ganz harmlos anhört, wird sehr rasch zu einem aufregenden Buch über Routenplanung und Graphen- und Knotentheorie. Die Organisationsform (Eulerkreise, Hamilton-Kreise) für U-Bahn und Müllabfuhr sind ja recht einleuchtend, aber dass etwa auch bei Bohrvorgängen eine entsprechende Routenplanung eine Produktionssteigerung von 20% bedeutet, hätte ich mir, ahnungsloser Nicht-Mathematiker, niemals träumen lassen. Also: Graphen, Knoten. Algorithmen, Heuristik, Eulerkreise, Hamilton-Wege bestimmen das Buch. Gleichzeitig wird die Theorie über alltägliche Probleme mühelos eingeschleust - herausragende Beispiele: das 7-Brücken-Problem von Königsberg, das Springer-Problem (Warnsdorff'sche Regel).
Die Autoren, Spezialisten für diskrete Mathematik, bleiben zwar in ihrem Stil bisweilen platonisch-hölzern (ach ja, die platonischen Körper kommen natürlich auch vor), aber insgesamt vermitteln sie ein recht lebendiges Bild ihrer Materie und schaffen es wirklich, mathematische Probleme so im Alltag zu verankern, dass der wahren Faszination für Mathematik auf die Sprünge (mit und ohne Warnsdorff) geholfen werden kann. Das Buch enthält auch zahlreiche URLs, die Interessierten helfen, weitere Knotenpunkte zu finden, ist obendrein sehr ansprechend gemacht und illustriert und sollte Oberstufenschülerinnen und -schülern zu ein paar Stunden verhelfen, die echte Neugier wecken können.