Tränen und Schokolade
"Plus fort que moi" klingt natürlich schon etwas weniger reißerisch als "Tränen und Schokolade" (noch dazu mit "Eine Liebesgeschichte" als Draufgabe), aber egal: Cassims Buch ist ein origineller, leicht skurriler Jugendroman, in dem die handelnden Personen allesamt etwas jünger wirken, als sie t ...
"Plus fort que moi" klingt natürlich schon etwas weniger reißerisch als "Tränen und Schokolade" (noch dazu mit "Eine Liebesgeschichte" als Draufgabe), aber egal: Cassims Buch ist ein origineller, leicht skurriler Jugendroman, in dem die handelnden Personen allesamt etwas jünger wirken, als sie tatsächlich sind (das gilt sogar für Eltern und Pater Jrmie).
Albertine ist in Baptiste verliebt, der seinerseits seine Leidenschaft vorwiegend auf die Religion richtet, Albertine jedoch vorschwärmt, wie gerne er einmal ein treuer Ehemann sein will. Derzeit fühlt er sich aber auch verpflichtet, sich um das Seelenheil eines jungen Mädchens zu sorgen, die vorgibt eine Kleptomanin zu sein – genauso wie Albertine behauptet an Klaustrophobie zu leiden. Beides erlogen – doch Baptiste glaubt der schönen Blonden, Albertines Eltern glauben ihrer Tochter, weil sie sich getrennt haben - und weil sie an die Psychosomatik glauben. Albertine hält eher zu ihrem Vater, obwohl die Mutter ein verführerisches Schokoladengeschäft besitzt; sie hält auch eher zu ihrem Bruder, dem die Mutter die Frau seines Lebens missgönnt. Nur keine Angst, die Mutter ist nicht die Böse des Buches – es gibt niemand wirklich Bösen, alle tragen ihre Leiden und Freuden mit sich herum und agieren dabei kauzig, liebenswert, skurril, sodass ein höchst vergnüglicher kleiner Roman, der sich von der Konfektionsware deutlich abhebt, herauskommt. Und Fragen der Religion werden witzig und zwanglos behandelt – und so, dass auch andere Fragen, wie zB nach Fußball-Ergebnissen, nicht zu kurz kommen. Ein sympathisches Büchlein!