Hallo Sarah! Hier ist Shalah
Nach und nach werden offensichtlich ältere Morgenstern-Titel aufgelegt – dieser hier ist beispielsweise im französischen Original bereits 1983 erschienen. Vom naiven Telefonverständnis abgesehen merkt ihm aber niemand sein Alter an, und das Buch, das von einer Telefonfreundschaft zwischen dem 12 ...
Nach und nach werden offensichtlich ältere Morgenstern-Titel aufgelegt – dieser hier ist beispielsweise im französischen Original bereits 1983 erschienen. Vom naiven Telefonverständnis abgesehen merkt ihm aber niemand sein Alter an, und das Buch, das von einer Telefonfreundschaft zwischen dem 12-jährigen Algerier Shalah und der 11-jährigen Sarah aus jüdischem Elternhaus erzählt, ist amüsant und berührend zugleich und durchaus lesenswert.
Shalah ruft zufällig bei Sarah an, und beide – nicht zuletzt wegen ihres familiären Hintergrunds und ihrer sozialen Umstände vereinzelt – beginnen eine "bildende" Freundschaft. Shalah stammt aus einer großen algerischen Zuwandererfamilie, Sarah ist ein Einzelkind wohlhabender jüdischer Eltern. Gegenseitig machen sie sich auf ihre Kulturen aufmerksam, tauschen Lesetipps und Gedanken aus und können sich vorstellen, einander auch persönlich kennen zu lernen. Morgenstern lässt das Buch erfreulicherweise offen, sodass wir uns alle möglichen Fortsetzungen ausmalen können, aber vom Grundton her sind wir beim Lesen wohlgemut gestimmt.
Als Lektüre dann anzubieten, wenn Sie das Thema Buben-Mädchen-Freundschaften, aber auch wenn Sie unterschiedliche Religionen und Kulturen diskutieren. Machen Sie keinen großen Nachdenk- und Aufarbeit-Zauber um das Buch, sondern reichen Sie es an die Kinder als das, was es ist, weiter: eine kleine, nett zu lesende Geschichte einer Freundschaft, die genauso gut im E-Mail-Zeitalter passieren könnte.