Es ist schon erstaunlich, wie es Kuijer gelingt, mit seinen schmalen Büchern das Gefühl zu vermitteln, man sei in ein ganzes Universum eingetaucht, so dicht und fesselnd sind seine Geschichten erzählt.

Diesmal geht es um Thomas, seine Eltern und seine Schwester; Thomas ist 10 und kann Dinge sehen, die andere nicht sehen können. So zum Beispiel, dass die Nachbarin Frau Van Amersfort eine Hexe ist, die etwas mit den ägyptischen Plagen zu tun hat. Oder Jesus, mit dem er sich immer wieder unterhält, wenn der fundamental-religiöse Vater (die Religion/Sekte wird nie genannt), "aus Liebe", versteht sich, ihn oder die Mutter schlägt. Und obwohl Kuijer ganz ernsthaft eine ernstes Problem behandelt, schummelt er nicht nur viele unterhaltsame Stellen in sein Buch, sondern schafft es auch, der Geschichte eine absolut positive Wendung zu geben, ohne dass es kitschig oder aufgesetzt wirkt.

Thomas ist natürlich ein liebenswerter, seine Schwester Margot ein interessanter Charakter, alle Figuren werden durch wenige Sätze zum Leben erweckt. Faszinierend (für Erwachsene vor allem?) ist natürlich auch die imaginäre Welt des Thomas, der ganz sachte lernt, seinen eigenen Weg zu gehen – obwohl ihm viele Dinge unverständlich sind, wie zum Beispiel jener Satz: "Lass diesen Knilch an mir vorübergehen." Sehr empfehlenswert.