An einem anderen Ort. Geschichten vom Reisen
Gutzschhahn, bewährter Herausgeber einiger Anthologien (s. Archiv), hat diesmal 16 Geschichten über das Reisen versammelt, vorwiegend von Autorinnen und Autoren, deren Namen wohl den wenigsten geläufig sein werden. Hennig von Lange und Tanja Dückers stechen da für mich heraus, aber sonst kenne i ...
Gutzschhahn, bewährter Herausgeber einiger Anthologien (s. Archiv), hat diesmal 16 Geschichten über das Reisen versammelt, vorwiegend von Autorinnen und Autoren, deren Namen wohl den wenigsten geläufig sein werden. Hennig von Lange und Tanja Dückers stechen da für mich heraus, aber sonst kenne ich auf Anhieb niemanden.
Es sind meist eigenartige Reiseerzählungen, vor allem, wenn man, so wie ich, an Bryson oder an klassische Reiseerzählungen gedacht hat. In vielen Geschichten geht es nämlich weniger um das Reisen, sondern ums Verreist-Sein. Das ist natürlich ein interessanter Aspekt: Was passiert mit uns und in uns, wenn wir uns von zu Hause, vom Vertrauten, entfernt haben. Und wie können und wollen wir zurückkehren? Reisen kann man übrigens auch nur für ganz kurze Distanzen, vom Vertrauten ins Vertraute sozusagen, oder gar gleich ins eigene Ich. In fast allen der Geschichten spielt der letztgenannte Aspekt ein Rolle, nicht das Exotische, nicht die Gefahren des Reisens stehen im Vordergrund (eventuell die "kleinen" Gefahren wie das Ausgeraubt-Werden in Wildenhains Geschichte).
Wer also einen originellen Ergänzungsband zu einem Projekt "Reisen" sucht, der wird an diesem Band nicht vorbei können; ob er allerdings ideale Reise- und Urlaubslektüre ist, sei dahingestellt. Aber das hängt sowieso von der Gemütslage ab – und die spielt eine große Rolle, wenn wir an den berühmten Satz denken: "Warum fortfahren, ist doch schon dableiben schlimm genug."
dtv 2007