Ganz schön blauäugig

Sara hat sich in Johan verliebt, sie schläft auch alsbald mit ihm und ist kurze Zeit äußerst glücklich. Da merkt sie, dass Johan einer ausländerfeindlichen Schlägertruppe angehört. Eines Tages gerät er in einem italienischen Lokal mit dem Besitzer in Streit; er und seine Freunde lassen ihre Wut ...

Sara hat sich in Johan verliebt, sie schläft auch alsbald mit ihm und ist kurze Zeit äußerst glücklich. Da merkt sie, dass Johan einer ausländerfeindlichen Schlägertruppe angehört. Eines Tages gerät er in einem italienischen Lokal mit dem Besitzer in Streit; er und seine Freunde lassen ihre Wut an einem unbeteiligten Kurdenjungen aus und schlagen diesen krankenhausreif. Johan brüstet sich in einem Telefonat mit Sara damit. Diese kämpft mit sich, ob sie nun ihrer Zuneigung zu Johan oder ihrem Gewissen, ihrer inneren Stimme, folgen und den Vorfall anzeigen soll. Sie entschließt sich für Letzteres, und damit beginnt nicht nur der anonyme Terror, sondern auch der gezielte durch Mitschüler/-innen.

Sara durchläuft die Maschinerie des Stimme-Erhebens und des Geächtet-Werdens, sie erfährt wenig Unterstützung und viel persönliches Leid; unspektakulär – wie im wirklichen Leben – endet der Roman.

Berggren hat keine überhöhte Geschichte alltäglicher Fremdenfeindlichkeit erzählt, die Einwanderer in Schweden sind nicht automatisch die Guten, eher sind die Lehrer/-innen und Mitschüler/-innen ob ihrer relativen Teilnahmslosigkeit zu kritisieren, aber auch sie sind keineswegs böse. Sara ahnt auch in Johan das kleine Kind, aber dem wird nicht weiter nachgegangen. Es ist, wie es ist. Eben dadurch wirkt Berggrens Geschichte packender als so manche Zeigefingerliteratur, eben dadurch aber auch bedrückender.

Jedenfalls: Ein lesenswertes Buch.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/rassismus/detail/ganz-schoen-blauaeugig.html
Kostenpflichtig
nein