In diesem hübsch gestalteten Buch des Hanser Verlags wird die Geschichte des Malers Sakumat erzählt, der vom mächtigen Burban in eine nordtürkische Stadt gebeten wird, um dort für seinen Sohn Madurer (11) zu malen. Madurer ist schwer krank und darf das Haus nicht verlassen; damit er dennoch die Vielfalt der Welt kennen lernt, soll Sakumat die leeren Wände jener Gemächer, in denen Madurer lebt, ausschmücken. Gemeinsam machen sich Sakumat und Madurer ans Werk und erschaffen eine Welt mit Bergen, dem Meer, Wiesen, aber auch Menschen, eine Welt, die Sakumat nach sorgfältiger Planung und schließlich auch mit Hilfe seines Schützlings meisterlich festhält. Der Auftrag zieht sich in die Länge und die Grenzen zwischen gemalter Welt und erlebter Welt beginnen zu verschwinden. Als Madurer schließlich seinem Leiden erliegt, ist auch Sakumat ein anderer geworden.

Piuminis Erzählung, die bereits 1993 im italienischen Original erschienen ist, besticht vor allem durch seine Andersartigkeit. Der gemessene Tonfall, der sowohl für Trauer als auch für Freude verwendet wird, entführt in eine andere Welt; die Reduktion des Lebens auf die großen Wechselfälle macht das Buch zu einer willkommenen Abwechslung vom Teenager-Getriebe der eurozentristischen Jugendliteratur. Durchaus zum Vorlesen in Ihrer zweiten Klasse geeignet.
(GF16/11-1999)