Dies ist der erste Band einer geplanten Trilogie über Emma und Daniel, beide zwölf und einander sehr fremd. Daniel kommt aus der Großstadt und schätzt seinen Computer, Emma lebt in Lappland, fischt gerne und kann ohne Elektrizität leben. Emmas Mutter ist vor einiger Zeit bei einem Unfall gestorben, Daniels Vater hat sich scheiden lassen.

Die Kinder begegnen einander mit großem Misstrauen; als der achtzigjährige Isak Emma zum Angeln flußaufwärts mitnimmt, kommt Daniel - mehr aus Trotz als aus Verlangen - mit. Die vorsichtige Annäherung der beiden Kinder wird jäh beschleunigt, als Isak stirbt. Die Kinder unternehmen mehrere vergebliche Versuche, der Wildnis zu entkommen, und Gefahr und Bewährung bringen sie natürlich einander näher. Wie so oft ist der Weg durch die Natur mit dem Weg zum Selbst gekoppelt - die Woche wird zum prägenden Erlebnis.

Natürlich könnte man Wahl, der uns schon einige großartige Jugendbücher beschert hat, so manches vorwerfen: die Reißbrettsituation etwa, die implizite Romantisierung der Natur, die schwedische Schwermut, die - Regen inklusive - alles ein bisschen durchtränkt; selbst die verknappende, bisweilen lakonische Schreibweise wirkt einige Male manieriert. Dennoch habe ich das Buch mit großer Faszination gelesen, denn all die vordergründigen Bilder und erzählerischen Kunstgriffe fügen sich doch zu einem lesenswerten Ganzen. Obendrein darf nicht vergessen werden, dass zehnjährige Leser/-innen noch nicht die Abgebrühtheit von unsereinem haben, sodass sie vermutlich das Buch noch mehr schätzen werden als ich. (Die Fortsetzung heißt "So schön, dass es wehtut.")
(GF12/12-1997)