Einfach nur Liebe. Sandra liebt Meike
Vielleicht erinnern Sie sich an meine Besprechung von Faerbers Buch ("Der weite Horizont"), in dem es um lesbische Liebe ging. Arold, von der es auch einen AIDS-Roman und einen Roman 'vom ersten Mal' gibt, hat in diesem Buch Sandras allmähliches Entdecken ihrer Liebe zu Meike geschildert. Sandra ...
Vielleicht erinnern Sie sich an meine Besprechung von Faerbers Buch ("Der weite Horizont"), in dem es um lesbische Liebe ging. Arold, von der es auch einen AIDS-Roman und einen Roman 'vom ersten Mal' gibt, hat in diesem Buch Sandras allmähliches Entdecken ihrer Liebe zu Meike geschildert. Sandra geht, wie's halt so üblich ist, mit einem Jungen aus, aber irgendwie ist's nicht so aufregend, wie sie es sich vorgestellt hat. Als sie dann Meike kennenlernt, fühlt sie sich zu ihr hingezogen, ohne dass sie ihre Gefühle benennen könnte; ein vorsichtiges coming out beginnt...
Meine erste Reaktion: Schrecklich, so sind sie, die Deutschen, wenn sie das Gefühl entdecken. Da wird erschrocken geschluckt und zuversichtlich geblinzelt, da wird gesprudelt, geflüstert, lieb gelächelt und an die Brust gepikst (!). Dann habe ich mir gedacht: Wie sonst hätte es die Autorin anlegen sollen? So einfach ist das nämlich nicht, ein lesbares Jugendbuch, das das langsame Sich-Verlieben unter schwierigen Bedingungen (der Freundeskreis darf nichts wissen; und erst die Eltern!) beschreibt.
Ich habe dann das Buch an meine Tochter (7. Klasse) weitergegeben, die meinen ersten Eindruck bestätigt hat: ein umfangreicherer Heftlroman, platt und kitschig. Ich hab dann das Buch an ein paar Mädchen in der vierten und fünften Klasse weitergegeben, die im Großen und Ganzen recht angetan waren von diesem Buch, zumal das Thema lesbische Liebe häufig ohnehin nur in blöden Witzen oder gar nicht vorkommt, und sie fanden, es sei gut, dass es solche Bücher gibt. Wozu ich noch nicht gekommen bin, ist, das Buch an ein paar Buben weiterzugeben. (Ich werd's nachholen...)
Wie auch immer: Sie können meinen Zeilen entnehmen, dass es sich vielleicht lohnt, "Einfach nur Liebe" zu lesen (lesen zu lassen), und sei's nur darum, um endgültig herauszufinden, ob es kitschig, lesenswert, platt, notwendig, überflüssig etc. ist. Ich bleibe zwar bei meiner Meinung, daß der Schritt zum Heftlroman nur ein kleiner ist, aber als jemand, der Stöße von "Dämonenkiller" und "Perry Rhodan" gelesen hat, kann ich damit auch ganz gut leben.
(GF9/5-1996)