Der Vogel ist ein Rabe

Der damals 16-jährige Lebert hatte 1999 mit "Crazy" einen absoluten Hit gelandet; nun legt er seinen zweiten Roman, ein schmales Buch, vor, und wenn es nicht Lebert wäre, so würde er wahrscheinlich in der Masse der Neuerscheinungen völlig untergehen."Der Vogel ...

Der damals 16-jährige Lebert hatte 1999 mit "Crazy" einen absoluten Hit gelandet; nun legt er seinen zweiten Roman, ein schmales Buch, vor, und wenn es nicht Lebert wäre, so würde er wahrscheinlich in der Masse der Neuerscheinungen völlig untergehen.
"Der Vogel ist ein Rabe" kommt nicht als Jugendbuch daher, wirkt aber des jugendlichen Erzählers und seiner tatsächlich erzählenden Zufallsbekanntschaft wegen genau so. Auch in seiner Unbeholfenheit und Unbedarftheit (und ich sage das nicht gerne über ein 'Jugendbuch') wirkt der Roman sehr unerwachsen. Dass lang und breit erklärt wird, was Anorexie und Bulimie und Adipositas sind, deutet auf ein Zielpublikum von 2 – 10 oder 80plus hin, für alle anderen ist das Geschreibsel. Und das spätpubertäre Stöhnen über den Zauber, der von Mädchen ausgeht, die ambivalenten Gefühle, die Jungs da so entwickeln – wie knorke!
Dennoch werden Jugendliche die schnell zu lesende Geschichte zu schätzen wissen; zu sehr ist sie nah an ihnen dran, hat ein paar hübsche Stellen, eine brav konstruierte Überraschung, eine unkomplizierte Sprache.
Paul und Henry, beide Anfang 20, sind im Nachtzug nach Berlin. Ich-Erzähler Paul hört sich Henrys Geschichte an: von der großen Freundschaft zum dicken Jens, von der großen Liebe zur um einige Jahre älteren Christine, vom Trio Infernal im Kleinbildformat, das sie sind. Von der großen Krise, vom Zerbrechen und vom Abschied. Aber auch von Henrys Problem mit seiner Darmentleerung. Paul hört zu und schweigt – dabei hätte er auch eine Geschichte zu erzählen, nicht minder aufregend, nicht minder interessant. Und nicht minder banal, wenn man sich so durch die Literatur gelesen hat. Paul ist "eben kein Erzähler", wie er im Schlusssatz vermerkt. Wir erfahren die Geschichte trotzdem und wundern uns ein bisschen über die vielen Hals-über-Kopf-über-Ständer-Verliebtheiten. Aber so sind sie halt, die jungen Burschen. Und da ist immerhin so viel dran, dass man das Buch ruhig lesen kann, wohl wissend, dass kein großer zweiter Wurf gelungen ist.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/liebe/detail/der-vogel-ist-ein-rabe.html
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