Das lange Schweigen
Hätte dein Hilfeschrei nicht so sein können, dass ich ihn auch höre, will der sechzehnjährige Ich-Erzähler Mathieu von seiner großen Liebe, Alice, wissen. 80 Minuten gibt ihm die kanadische Autorin: um mit Alice zu reden, um sich an ihre Freundschaft zu erinnern, um Mathieus große Liebe zu ihr, ...
Hätte dein Hilfeschrei nicht so sein können, dass ich ihn auch höre, will der sechzehnjährige Ich-Erzähler Mathieu von seiner großen Liebe, Alice, wissen. 80 Minuten gibt ihm die kanadische Autorin: um mit Alice zu reden, um sich an ihre Freundschaft zu erinnern, um Mathieus große Liebe zu ihr, der Schönen, Erfolgreichen, sogar von ihren Lehrern Umschwärmten, zu gestehen. 80 Minuten, bevor Alices Begräbnis beginnt, bevor die große Trauergemeinde kommt, um von dem liebenswerten und erfolgreichen Mädchen, das durch Selbstmord endete, Abschied zu nehmen. Wir können mit Mathieu nur vermuten, dass die Angst vor dem Versagen angesichts hoher Anforderungen Auslöser für den Selbstmord war, aber die wahren Beweggründe bleiben uns natürlich verborgen, da uns Desrosiers einzig und allein Mathieus Sicht der Dinge gibt.
"Das lange Schweigen" ist eine knappe Erzählung, deren Struktur von Anfang an vermuten lässt, dass es hier um einen kurzen Monolog zum langen Abschied geht - und es ist gerade die Dichte des Buches, diese Verknappung, die seine Qualität ausmachen. Das lange Schweigen wird, nach Mathieus Monolog, ab nun auch ihn begleiten. Eine berührende Erzählung und gleichzeitig ein idealer Ausgangstext für jedwede Diskussion zum Thema Selbstmord..