Dann tu's doch
Schendel stellt sein Honorar für dieses Buch einem Kinderheim in Budapest zur Verfügung, denn ein tristes Budapest ist auch der Schauplatz seines neuen Romans. Zoltán (14) wächst als Halbwaise mit Bruder Peti und der Mutter, die die Familie mit Putzen durchbringt, in einem Plattenbau auf. Eines ...
Schendel stellt sein Honorar für dieses Buch einem Kinderheim in Budapest zur Verfügung, denn ein tristes Budapest ist auch der Schauplatz seines neuen Romans. Zoltán (14) wächst als Halbwaise mit Bruder Peti und der Mutter, die die Familie mit Putzen durchbringt, in einem Plattenbau auf. Eines Tages verschwindet Peti (vermutlich mit einer Roma-Familie), Zoltán wird aber dadurch abgelenkt, dass ein siebzehnjähriges Mädchen in den Block einzieht; es ist Aranka, die mit ihrer Mutter, frisch geschieden und Dialyse-Patientin, aus Szeged gekommen ist.
Abwechselnd erfahren wir vom eher tristen Schicksal der beiden – Zoltán erzählt seine Geschichte vom Leben im Plattenbau, Aranka führt Tagebuch. Zwischen den beiden entwickelt sich eine karge Freundschaft, Zoltán ist insgeheim unendlich verliebt, kämpft mit den Hormonschüben, Aranka hat sich in Angewidertheit eingesponnen, mag aber Zoltán. Das Ende bleibt offen – zumal Peti wieder auftaucht. Klar bleibt, dass kein Wunder geschehen wird – die Realität des Plattenbaus lässt sich nicht überpinseln, auch wenn noch so viele Sprayer am Werk sind.
Wie schon in "Nimm Anlauf und spring" (s. Archiv) zeichnet Schendel seine Geschichte mit knappen Strichen, aber er hat eine eigene Meisterschaft dabei entwickelt, sodass es sich lohnt, das Buch zu lesen – auch wenn die Tristesse überwiegt.
Nagel&Kimche 2007