Wir verfolgen drei Jahre aus dem Leben der Carolina Rubeschova mit, drei wichtige, prägende Jahre: die vom 13. zum 16. Lebensjahr. Aber eigentlich beginnt die Geschichte früher, mit den Großeltern, der Enteignung des Großvaters, seinem Gefängnisaufenthalt, mit dem Widerstand des Vaters gegen das Regime, mit der Dickköpfigkeit und Zielstrebigkeit also, die Carolina geerbt hat.

Carolina wächst vorwiegend in Ranow auf, aber häufig ist sie auch bei ihrer Großmutter in Prag zu Besuch, wo sie der Welt der Kultur verbunden bleibt; selbst in Ranow besucht sie die Ballettschule, spielt in der örtlichen Theatergruppe und erweist sich als talentiertes, ehrgeiziges Mädchen. Bald lernt sie Lev kennen, verliebt sich sofort in ihn. Von nun an kreisen ihren Gedanken vorwiegend um ihn, auch wenn sie Lev kaum sieht. Nach einem Unfall, bei dem sich Carolina ernsthaft verletzt hat, ordnet sie ihr Leben allmählich neu - aber Lev ist immer als 'fixe Größe' in diesem Leben. Auch als er nach Kanada auswandert, bleibt er - nach zahlreichen schmerzlichen Szenen - für Carolina nicht verloren. Sie, die mittlerweile die Prager Schauspielschule besucht, sagt am Schluss: "Wie Lev vor seiner Abreise sagte - wir haben keine Ahnung, wie es mit uns weitergeht. Und das ist das Beste daran!"

Bei so viel Reife und Mustergültigkeit kann einen schon der Gedanke beschleichen, dass hier ein eher didaktischer als unterhaltsamer Roman vorgelegt wurde - aber das stimmt nicht unbedingt. Procházkovás Buch strahlt einen besonderen Charme aus, und zwar deswegen, weil es eine gewisse Betulichkeit verströmt, weil es in eine wesentlich geordnetere Welt führt, die noch nicht den Zynismus und - erstaunlicherweise - die Hoffnungslosigkeit kennt, die die Jugendbücher der westlichen Industriegesellschaft nicht selten auszeichnen. In Procházkovás Welt hat man Schreckliches erlebt, aber die Hoffnung und die Lebensfreude letztendlich nicht verloren. So liest sich also Carolinas Heranwachsen - trotz aller Einbrüche - so positiv, dass man sich wünschte, auch noch einmal am Anfang stehen zu dürfen, wo einem die große weite Welt so offen steht wie später niemals mehr. Offensichtlich ein Buch für Erwachsene und 13- bis 14-Jährige.