Mit aller Gewalt
Die beiden Mädchen sind 15 – Tessa ist cool, Frederika ein bisschen hausbacken; beide sind sie schwierig. Tessas Mutter leidet offensichtlich an Depressionen, Frederikas Mutter ist Stewardess und fast nie zu Hause, das Mädchen wächst bei den Großeltern heran. Tessa braucht den Kick, übt Druck au ...
Die beiden Mädchen sind 15 – Tessa ist cool, Frederika ein bisschen hausbacken; beide sind sie schwierig. Tessas Mutter leidet offensichtlich an Depressionen, Frederikas Mutter ist Stewardess und fast nie zu Hause, das Mädchen wächst bei den Großeltern heran. Tessa braucht den Kick, übt Druck auf ihre Freundin aus, klaut mit ihr, was nicht niet- und nagelfest ist, erpresst eine Lehrerin und legt ein unglaublich besitzergreifendes Verhalten an den Tag. All das kommt Frederikas Großvater, einem pensionierten Kriminalbeamten, etwas seltsam vor, und er macht sich daran, den "Fall" etwas genauer zu untersuchen. Als die Großeltern weg sind, rastet Tessa aus und es kommt zum großen Finale.
All das, dysfunktionale Familien, peer pressure, "Freundschaft", die nichts anderes zulässt, sind gewiss interessante Themen, doch so richtig hebt das Buch nie ab, weil Steenfatt ihrer Charaktere ziemlich hölzern präsentiert, am schlimmsten dann, wenn sie cool und hip sein sollen. Auch sprachlich holpert es so einigermaßen dahin, und mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass hier ein etwas mühselig zu lesendes Jugendbuch, das sich einer Handvoll Klischees bedient, vorliegt. Aber Vorsicht – gerade jene Kinder, die fürs Lesen gewonnen werden wollen, lieben in dieser Phase das Schnörkellose, Vergröberte, Einordbare. Der Reiz der Plumpheit wird dem Buch also sicher genug Leser/innen sichern – legen Sie es daher nicht achtlos beiseite, sondern lassen Sie es einmal Probe lesen.
Rowohlt Rotfuchs 2007