Mats Wahl, Autor zahlreicher erfolgreicher Jugendbücher, hat mit "Der Unsichtbare" einen unsentimentalen und zugleich traurigen Politkrimi geliefert, der so recht in die neue schwedische Krimi-Welle passt.

Hilmar Eriksson, Schüler einer neunten Klasse, ist auf dem Nachhauseweg plötzlich verschwunden. Die Verdachtsmomente führen den untersuchenden Kriminalisten, Kommissar Fors, zu drei Jugendlichen, die Nazi-Sprüche klopfen und Schweden ausländerfrei halten wollen. Besonders ein Mädchen, Anneli Tullgren, tut sich bei der Rache an "Schwarzköpfen" und deren "Freunden" besonders hervor. Fors nimmt die drei Jugendlichen fest, nachdem Hilmars geschundener Körper gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden ist. Die Verhöre ergeben zwar so etwas wie Wahrheit, Antworten ergeben sie aber letztendlich nicht. Und wie sehr jemand für das Verbrechen bezahlen wird müssen, bleibt auch offen.

An Wahls Buch sind zweierlei Dinge bestechend: Kein falsches Pathos, keine einfachen Erklärungen, keine gültigen Antworten durchziehen das Buch; nicht einmal salbungsvolle Sozialarbeiter- oder Lehrerinnenworte werden bemüht; das Buch packt durch den klaren und leicht resignativen Blick. Das andere ist ein erzählerischer Kunstgriff: Hilmar verfolgt die Aufregung um sein Verschwinden als Unsichtbarer mit; seine Bindung an seine Freundin Ellen, sein Schwebezustand zwischen Leben und Tod lassen ihn am Geschehen nach dem Verbrechen teilhaben. Das verleiht dem Buch eine unwirkliche Note, die die Realität des Kriminalfalls noch viel stärker und klarer hervortreten lässt.

Ein Buch, auf das Sie nicht verzichten sollten, wenn Sie die Themen Gewalt und Rechtsradikalismus behandeln, ein Buch, das aber auch ohne jedwede "Didaktisierung" Wirkung zeitigt.