Tanz auf dünnem Eis
Glasers Buch ist im schwedischen Original bereits 1995 erschienen und ist durch die Tatsache, dass es den Deutschen Jugendliteraturpreis 2000 erhalten hat, bei der Frankfurter Buchmesse (neben dem unvermeidlichen Harry Potter) an prominenter Stelle zu sehen gewesen.
Glaser erzählt eine vermutli ...
Glasers Buch ist im schwedischen Original bereits 1995 erschienen und ist durch die Tatsache, dass es den Deutschen Jugendliteraturpreis 2000 erhalten hat, bei der Frankfurter Buchmesse (neben dem unvermeidlichen Harry Potter) an prominenter Stelle zu sehen gewesen.
Glaser erzählt eine vermutlich stark autobiografisch gefärbte Geschichte: Eine junge und talentierte Theaterregisseurin verliebt sich in einen 22-jährigen brasilianischen Schauspieler, der bei ihr vorspricht. Die Zeit für ihre Liebe ist aber nur kurz bemessen, denn Robson, Sohn der Laudeline aus Rio und des Svenne aus Gotland, leidet an einem Gehirntumor; er glaubt die Krankheit zwar besiegt zu haben, aber eines Tages finden sich weitere Metastasen (nach und nach im Rücken, wieder im Kopf); Robson und seine Freundin nehmen den Kampf auf, scheinen ihn manchmal zu gewinnen, verlieren ihn aber dann im März 1994 nach nicht einmal zwei Jahren.
Das schmale Buch ist eine Geschichte der Liebe und des Sterbens, feinfühlig und berührend wiedergegeben und doch nicht frei von Kitsch, weil eine Geschichte mit so einem Thema, dem Tod eines jungen Geliebten, nie ganz frei von Sentimentalität und Kitsch sein kann. Das wissen wir seit dem "Ackermann", das hat Poe in seiner "Philosophy of Composition" erklärt, das gehört dazu und ist kein Vorwurf, denn Glaser versteht es, durch kleine Szenen, durch Momentaufnahmen des Glücks, durch knapp gehaltene Phasen des (heulenden) Elends tatsächlich zu packen und beides, Furcht und Mitleid, zu erregen. Die Liebe erweist sich dabei wirklich als dünnes Seil, auf dem sich doch lange, lange balancieren lässt, wenn man den Glauben daran mitbringt.
"Tanz auf dünnem Eis", eine schöne Metapher für die menschliche Existenz, ist ein Buch, das Jugendlichen und ihren gelegentlichen Verflechtungen von Eros und Thanatos sicher in einer bestimmten Grundhaltung entgegenkommt, denn es ist schön und traurig zugleich - wie man sich das Leben eben manchmal wünscht und wie es einem letztendlich auch begegnet.