Die blauen und die grauen Tage
Evis Oma zieht bei der vierköpfigen Familie ein, da sie sich zusehends nicht mehr zurechtfindet; einzig Evi (12) ist äußerst glücklich darüber. Ihre Schwester Vera, aber auch ihre Eltern sehen Oma als Belastung, nicht etwa, will sie egoistisch und rücksichtslos sind, sondern weil Oma eben nicht ...
Evis Oma zieht bei der vierköpfigen Familie ein, da sie sich zusehends nicht mehr zurechtfindet; einzig Evi (12) ist äußerst glücklich darüber. Ihre Schwester Vera, aber auch ihre Eltern sehen Oma als Belastung, nicht etwa, will sie egoistisch und rücksichtslos sind, sondern weil Oma eben nicht allzu oft allein gelassen werden kann: Ihre langsam ausbrechende Alzheimer-Krankheit macht die 76jährige zu einem Risikofall. In einem Heim, so heißt es doch immer wieder, wäre sie besser betreut.
Oma und Evi führen Buch: Die glücklichen Tage sind die blauen, die "Aussetzer" die grauen. Obwohl die glücklichen Tage überwiegen, beginnt Oma sich Altersheime anzusehen - und ist, ebenso wie Evi, entsetzt. Hartnäckig versucht Evi, Omas Glück zu befördern - zuerst mit einer verzweifelten, dann mit einer großartigen Idee.
Schade, daß das wirkliche Leben selten so positiv ist wie dieses Buch. Enkelkinder, die ihre Großmütter so sehr lieben, alte Menschen, die sich ihrer Stärke besinnen, glückliche Umstände, die Lösungsansätze möglich machen - all das fügt sich selten. Dennoch hat Feth kein blauäugiges Buch geschrieben, sondern ganz einfach ein positives und verständnisvolles, das sich obendrein noch interessant liest. Wenn Jugendbücher u.a. dazu da sind, Jugendliche zu unterhalten und dabei auch ein bißchen zu belehren (hier im Sinne von Verständnis und Hilfsbereitschaft zu wecken), dann ist "Die blauen und die grauen Tage" durchaus zu empfehlen. Großmütter sind entweder apfelbackig und milde oder sie kommen schlecht weg - in diesem Buch gibt's eine nette und einigermaßen realistische Großmutter zu entdecken.
(GF12/12-1997)