Winterbucht
So sind sie, die Schweden: viel Düsterkeit, wenig Lichtblicke, Beziehungen bedeuten unausweichlich Konflikte etc.
Ich bespreche hier nicht einen Bergmann-Film, sondern (neben dem historischen Roman "Der Strandherr") das neueste Jugendbuch von Mats Wahl, einem Autor, der Qualität garantiert. Nic ...
So sind sie, die Schweden: viel Düsterkeit, wenig Lichtblicke, Beziehungen bedeuten unausweichlich Konflikte etc.
Ich bespreche hier nicht einen Bergmann-Film, sondern (neben dem historischen Roman "Der Strandherr") das neueste Jugendbuch von Mats Wahl, einem Autor, der Qualität garantiert. Nicht nur Qualität im übrigen, sondern auch Bücher, die sich deutlich von der Dutzendware unterscheiden. Im vorliegenden Buch, untertitelt mit "Ein Großstadtroman aus Stockholm", finden wir nicht nur die Liebesgeschichte, die schwierige Selbstfindung, das einigermaßen positive Ende, die Tagträume, wir finden auch jede Menge an Gewalt und Sexualität, im Jugendbuch oft genug schamhaft oder undifferenziert (weil ein paar Fieslingen zugewiesen) behandelt. Wahl schildert John-Johns schwieriges Heranwachsen; schwierig, weil sein Vater ein Schwarzer ist, der sich schon längst aus dem Staub gemacht hat; schwierig, weil seine Mutter jemanden liebt, von dem er nur als "der Scheißhaufen" spricht; schwierig, weil seine Freundschaft mit Fighter in die Brüche zu gehen droht, und schwierig, weil er sich in Elisabeth, die auf der reichen Seite der Winterbucht lebt, verliebt.
Besser als jede weitere Besprechung macht mein Leseverhalten bei diesem Buch deutlich, dass es sich lohnt, es zu lesen. Natürlich wollte ich immer wissen, wie's weitergehen wird, gleichzeitig klappte ich oft genug das Buch zu, aus Angst und Besorgnis, es könnte etwas (sehr) Unangenehmes, Peinliches, Trauriges passieren. Zuklappen - schnell zwei Kapitel - zuklappen - wieder ein paar Kapitel: Ein Kindheitsmuster kehrt zurück, ein Leseerlebnis aus einer Zeit, in der ich noch tagelang lesen konnte, ohne durch lästige Einschübe wie Beruf etc. unterbrochen zu werden. Allein das ist Lob genug für ein Buch, finde ich. Hoffentlich gefällt Ihnen und Ihren Schülern/Schülerinnen "Winterbucht" ebenso gut wie mir.
P.S. Ein Mädchen aus meiner fünften Klasse hat das Buch mittlerweile mit großer Begeisterung gelesen.
P.P.S. Gewissermaßen die Fortsetzung: "Bis zum Showdown" (1999) ist reißerisch, mithin durchaus spannend - und sehr schlampig lektoriert.
(GF10/11-1996)