Das Hanser Jugendbuchprogramm zeichnet sich zusehends durch eine interessante, sehr schön gestaltete (wenn auch relativ teure) Auswahl an Büchern aus. Almagors Roman bildet hier keine Ausnahme. Das Buch, 1992 in Israel erschienen, erzählt die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher in einem Kibbuz zu Beginn der 50er Jahre. Die Ich-Erzählerin, eine Zabarit (d.i. ein in Israel geborenes Mädchen), berichtet vom Zusammenleben einer Gruppe von Jungen und Mädchen, die - vorwiegend aus Polen -nach Kriegsende in Israel eingewandert sind und sowohl ihre Vergangenheit als auch ihre Zukunft finden müssen. Zum einen leben diese Jugendlichen mit schrecklichen Erinnerungen, zum anderen haben sie ihre Vergangenheit, auch die erinnerungswerte an ihre Familien, völlig vergessen. Im Mittelpunkt stehen zwei berührende Schicksale: das des Mädchens Jola, das plötzlich erfährt, daß sein Vater zu den Überlebenden zählt und mit einer neuen Enttäuschung fertig werden muß, und das des Mädchens Mira, das verzweifelt versucht, einen Zipfel seines früheren Lebens wiederzufinden. Diese beiden Stränge sind verflochten mit dem Schicksal der Ich-Erzählerin, die sich bemüht, aus der Gegenwart das Beste zu machen. Allen gemeinsam ist die verlorene Biographie, aber auch die schmale Identität, mit der sie sich in die Zukunft wagen. Dabei entwickeln sie einfache, berührende Formen des Miteinanders, das ihnen eine normale Existenz sichern soll. Der Hügel unter dem Maulbeerbaum wird ihnen dabei Ort der Zuflucht und der Hoffnung.

Von all dem erzählt dieses Buch, leise und traurig; hoffentlich wird es von unseren Schülern/-innen auf der Mittelstufe ebenso geschätzt wie von mir.
(GF6/11-1994)